274 Riederlande und ##uremburs. (Okt. 29.—Nov. 23.)
mern berichtet der Minister des Innern, Baron Mackay, über den
Gesundheitszustand des Königs. Die Aerzte haben konstatiert,
daß der König außer stande ist, zu regieren, und der Justiz-
minister und der Minister der Kolonien, die den König persönlich
gesehen, bestätigen die Aussage der Aerzte.
29. Oktober. Die Generalstaaten fassen in gemeinsamer
Sitzung mit 109 gegen 5 Stimmen den Beschluß, daß der König
außer stande sei, die Regierung zu führen. Der „Staats-Courant"
veröffentlicht diesen Beschluß und zeigt an, daß der Staatsrat
vom nächsten Tage ab mit der zeitweiligen Ausübung der König-
lichen Gewalt beauftragt ist. Der Gesetzentwurf behufs Einsetzung
einer Regentschaft soll demnächst den Generalstaaten vorgelegt werden.
29. Oktober. Die holländische Regierung schlägt den Sig-
natarmächten der Berliner Kongo-Akte und der Brüsseler
Antisklavereikonferenz vor, eine gemeinsame jährliche Kontribution
dem Kongo-Staate anstatt der projektierten Eingangszölle zu zahlen
und den Kongo-Staat zu ermächtigen, sofort einen Eingangszoll
von 25 Francs pro Hektoliter Alkohol zu erheben. — Dieser Vor-
schlag findet nicht die Billigung der übrigen Mächte.
5.—8. November. (Luxemburg.) Infolge der Regierungs-
unfähigkeit des Königs übernimmt der Herzog von Nassau die
Regentschaft, verläßt jedoch, nachdem er in der Kammer den Eid
geleistet, das Großherzogtum wieder.
13. November. Die Generalstaaten beschließen einstimmig die
Ernennung der Königin Emma zur Regentin des Königreichs.
23. November. König Wilhelm III. f. Die Krone der
Niederlande geht auf seine unmündige Tochter Wilhelmine
unter Vormundschaft ihrer Mutter über; die Krone von Luxem-
burg auf den Herzog Adolf von Nassau. Die Königin-Regentin
Emmoa erläßt folgende Proklamation:
„Im Namen Ihrer Majestät Wilhelmina, von Gottes Gnaden Königin
der Niederlande, Prinzessin von Oranien-Nassau u. s. w. Wir Emma,
Königin-Witwe, Regentin des Königreichs. Es hat Gott gefallen, meinen
geliebten und geehrten Gemahl König Wilhelm III. zu sich zu nehmen.
Mehr als einundvierzig Jahre hat sich das niederländische Volk um seinen
Thron geschart und während dieser Zeit wurden unter des Herrn Segen
Ruhe, Frieden und Wohlfahrt dem Vaterlande beschert. Die Krone ist
durch sein Ableben, das uns Alle mit tiefer Trauer erfüllt, auf meine ge-
liebte Tochter Wilhelmina Helena Panla Maria übergegangen. Ihr Thron
findet seine stärkste Stütze in der innigen Treue und Anhänglichkeit des
niederländischen Volkes an das Haus Oranien! Möge der allmächtige Gott
die Gebete erhören, die zu ihm für unsere Königin Wilhelmina empor-