282 Rußland. (Febr. 20.—März Anf.)
welcher bei der bulgarischen Verschwörung kompromittiert erscheint,
wird nach Petersburg berufen, kehrt aber im Herbst auf seinen
Posten zurück.
20. Februar. Die russische Regierung fordert durch den deut-
schen Generalkonsul in Sofia, Baron Wangenheim, von der bul-
garischen Regierung die Zahlung der rückständigen Okku-
pationskosten von ca. 3 Millionen Rubel.
23. Februar. Anläßlich verschiedener Preßstimmen hierüber
schreibt das „Journal de St. Petersbourg“:
„Alle an dieses Verlangen geknüpften Hypothesen entbehrten jeder
Begründung. Das Verlangen des deutschen Generalkonsuls enthalte in keiner
Weise eine Anerkennung, selbst nicht eine indirekte. Wenn das Wiener
Kabinet, indem es seine Genehmigung zur Kotierung der bulgarischen An-
leihe an der Wiener Börse gab, nicht anstand, zu erklären, daß diese Ge-
nehmigung keineswegs eine Anerkennung des Prinzen Ferdinand in sich
schließe, so habe man noch viel mehr Grund zu behaupten, daß das Ver-
langen der Zahlung der verfallenen Raten der Schuld des bulgarischen
Volkes in keiner Weise eine Anerkennung der bulgarischen Regierung seitens
des reklamierenden Teiles enthalte. Was etwaige Verlegenheiten angehe,
so könnten solche für die in Bulgarien Regierenden nur eintreten, wenn die
so bestimmt abgegebene Erklärung des Ministers des Aeußern, Stranski,
daß die erforderlichen Summen bei der Bank von Sofia niedergelegt seien
und nur zurückgezogen zu werden brauchten, nicht der Wahrheit entsprächen."“
23. Februar. Durch die „Times“ sowie andere englische
Blätter dringen aus Sibirien Nachrichten nach Europa von töt-
licher Mißhandlung weiblicher politischer Gefangener, von massen-
haften Selbstmordversuchen der zu Zwangsarbeit Verurteilten. Die-
selben Blätter veröffentlichen Befehle des Chefs der Hauptgefäng-
nisverwaltung Galkin-Wraßki und des Generalgouverneurs im
Amurgebiet Baron Korff, daß politische Gefangene ebenso zu
behandeln und denselben körperlichen Züchtigungen zu unterziehen
seien wie gemeine Verbrecher.
24. Februar. Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß die
neue russische Anleihe in Frankreich siebenmal überzeichnet und
in St. Petersburg voll gezeichnet worden ist. — Eine außerordent-
liche Generalversammlung der russischen Bank für den ausländischen
Handel genehmigt die Errichtung einer Filiale in Paris einstimmig.
24. Februar. Der „Russische Invalide“ veröffentlicht das
vom Kaiser am 31. Januar bestätigte Reglement für die Bildung
von Kadres der Reichswehr (Landsturm).
Anfang März. Es treten verschiedene Nachrichten über Zu-
nahme der nihilistischen Umtriebe in der europäischen Presse auf.