Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

182 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 18. — 31.) 
Anwendung zu bringen ist; Ich hege die Ueberzeugung, daß dieses Wort 
bei Ihnen fest im Herzen sitzt trotz aller Versuche, wie sie von verschiedenen 
Seiten her zur Erzielung des Gegenteils bei Ihnen gemacht werden. 
Ich erhebe Mein Glas und trinke es auf das Wohl des Kreises 
Teltow mit dem Wunsche, daß die alte märkische Treue und die guten mär- 
kischen Eigenschaften nach wie vor sich in Ihnen entwickeln und in Ihren 
Nachkommen fortleben werden und nach wie vor werden beibehalten werden. 
Der Kreis Teltow, er lebe hoch! hoch! hoch! 
Bald darauf nimmt Seine Majestät noch einmal das Wort 
zu folgender Rede: 
Meine Herren, Ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen, die vom 
Reichskanzler kommt. 
Seiner Kaiserlichen und Königlichen Majestät melde ich unter- 
thänigst, daß der Reichstag soeben die Handelsverträge mit Oesterreich- 
Ungarn, Italien und Belgien in dritter Lesung bei namentlicher Ab- 
stimmung mit 243 gegen 48 Stimmen angenommen hat. 
Meine Herren! Wir verdanken dieses Ergebnis der Arbeit des Reichs- 
kanzlers v. Caprivi. Dieser schlichte preußische General hat es verstanden, 
in zwei Jahren sich in Themata einzuarbeiten, die zu beherrschen selbst für 
den Eingeweihten außerordentlich schwer ist. 
Mit weitem politischen Blick hat er es verstanden, im richtigen Augen- 
blick unser Vaterland vor schweren Gefahren zu behüten. Es ist selbstver- 
ständlich, daß einzelne Interessen Opfer bringen müssen, damit das Wohl 
des Ganzen vorwärts gebracht werde; Ich glaube aber, daß die That, die 
durch Einleitung und Abschluß der Handelsverträge für alle Mit= und Nach- 
welt als eines der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse dastehen wird, ge- 
radezu eine rettende zu nennen ist. 
Der Reichstag in seiner größten Mehrheit hat gezeigt, daß er den 
weiten politischen Blick dieses Mannes erkennt und sich ihm anschließt, und 
es wird dieser Reichstag sich einen Mark= und Denkstein in der Geschichte 
des Deutschen Reichs damit gesetzt haben. 
Trotz Verdächtigungen und Schwierigkeiten, die dem Reichskanzler 
und Meinen Räten von den verschiedensten Seiten gemacht worden sind, ist 
es Uns gelungen, das Vaterland in diese neuen Bahnen einzulenken. 
Ich bin überzeugt, nicht nur unser Vaterland, sondern Millionen 
von Unterthanen der anderen Länder, die mit uns bei dem großen Zollver- 
band stehen, werden dereinst diesen Tag segnen. 
Ich fordere Sie auf, mit Mir das Glas zu leeren auf das Wohl 
des Herrn Reichskanzlers: Seine Excellenz der General der Infanterie von 
Caprivi, General Graf von Caprivi, er lebe hoch! und nochmals hoch! und 
zum drittenmal hoch! 
18. Dezember. Der Kaiser verleiht dem Reichskanzler von 
Caprivi den Grafentitel. 
23. Dezember. (Dresden.) Der Kultusminister und Vor- 
sitzende des Staatsministeriums Dr. v. Gerber ##.6 
23. Dezember. (Berlin.) Ludwig v. Rönne f. 
24. Dezember. (Frankfurt a. M.) Der ultramontane Pu- 
blizist Professor Janssen f.
	        
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