Das Veische Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 3.—7.) 101
Erinnerungen an Verbindungen aus vergangenen Zeiten entgegengetreten
sein. Der eine Name, der Unser Geschlecht mit dem Euerer Majestät und
der Unser Land mit den Niederlanden verbindet, heißt „Oranien". Orange-
farben ist unser Orden, oranisches Blut fließt in unseren Adern. Mit
hoher Achtung und mit tiefer Ergebenheit wird der Name Oranien in
Meinem Hause genannt und von dem gewaltigen Geschlecht der Oranier
haben Meine Vorfahren gelernt; Wir stehen noch heute staunend vor dem,
was diese hohen Herren einst geleistet und geschaffen haben. Ich schließe
mit dem Wunsche: möge der * im Himmel seine segnende Hand über
Euere Majestät, über Ihr Land und über diesen hohen Sprößling orani-
schen Blutes halten, an dem das ganze Niederländische Volk hängt! Ich
trinke auf das Wohl Euerer Majestät und Ihre Majestät die Königin
Wilhelmine.
Trinkspruch der Königin-Regentin:
Für Euerer Majestät freundliche und herzliche Worte spreche Ich
Meinen aufrichtigen Dank aus. Der freundschaftliche Empfang, der Mir
und Meiner Tochter hier zu teil wurde, erfüllt Mich mit grasen Freude,
warmer Anerkennung und herzlicher Dankbarkeit. Nehmen Euere Majestäten
Unsere allerherzlichsten Wünsche für Ihr Wohlergehen entgegen! Ich trinke
4uq das Wohl Seiner Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der
aiserin.
3. Juni. Der Bankier Polke wird nach 36 Verhandlungs-
tagen von der Anklage des Betruges bei der Vermittelung von
Börsengeschäften freigesprochen.
3. Juni. Der Reichskanzler schreibt an den Verein Ber-
liner Kaufleute und Industrieller.
„Innerhalb der mit den Vorarbeiten zur Chicagoer Weltausstel-
lung befaßten gewerblichen Kreise haben die Erörterungen über das Ber-
liner Vorhaben unverkennbar die Annahme wachgerufen, es werde die deutsche
Industrie in rascher Aufeinanderfolge zur Beschickung zweier Weltausstel-
lungen sich veranlaßt sehen. Dieser Annahme vorzubeugen, halte ich für
notwendig, damit die würdige und erfolgreiche Vertretung Deutschlands auf
amerikanischem Boden durch das inzwischen aufgenommene Projekt Berlin
nicht beeinträchtigt werde, und damit deutsche Industrielle nicht geneigt
werden, wofür bestimmte Anzeichen bereits vorliegen, von ihrer Zusage für
Chicago wieder zurückzutreten. Es ist meine Pflicht, zunächst die von den
gesetzgebenden Faktoren gebilligte und mit Reichsmitteln unterstützte Betei-
ligung des deutschen Gewerbes an der Ausstellung in Chicago mit allen
Kräften zu fördern und zu schützen. Wie immer aber die Bestrebungen für
Berlin sich gestalten, keinenfalls könnte schon der in der Eingabe des Ver-
eins bezeichnete Zeitpunkt — 1896/97 — für die Veranstaltung einer neuen
Ausstellung in Frage kommen.“
4. Juni. Die Zeitungen bringen Gerüchte von Bemühungen
zur Wiederherstellung der persönlichen Beziehungen zwischen dem
Kaiser und dem Fürsten Bismarck.
7. Juni. Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller
schreibt dem Reichskanzler, daß die Bildung eines Garantiefonds
für die Weltausstellung bis zum Herbst vertagt sei.