Das Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. 15.—22.) 135
mir und meinem Sohn von Ihnen und Ihren Mitbürgern zu teil geworden.
Seien Sie versichert, das wir das nie vergessen werden. Außerdem aber
möchte ich als Mitglied einer großen städtischen Verwaltung Ihnen auch noch
meine besondere Bewunderung aussprechen, die ich für jene großen Arbeiten
hege, die Sie teils vollbracht, teils zum Wohl der Ihnen anvertrauten
städtischen Bevölkerung begonnen haben. Ich habe vieles bei Ihnen ge-
lernt und werde zu Hause erzählen von den hohen Beispielen der schönsten
bürgerlichen Tugenden, an welchen Ihre Stadt so reich ist."“
15. September. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Ein-
gabe rheinischer Bürgermeister und eine Antwort des Finanzministers
betreffend Kommunalsteuerreform.
In der Eingabe werden indirekte und besondere Kommunalsteuern
unter Beschränkung des Zuschlages zu den Staatspersonalsteuern auf höch-
stens 100 % empfohlen.
21. September. Nachdem in der „Christlichen Welt“ vom
18. August Professor Harnack einen Rat veröffentlicht, den er in
der Vorlesung auf Befragen an seine Zuhörer erteilt in Bezug auf
ihr Verhalten zum Apostolikum, veröffentlicht der Vorstand der
lutherischen Partei in der Landeskirche (August-Konferenz) in der
„Kreuzzeitung“ folgende Erklärung:
„Der Professor der Theologie an der Berliner Universität Dr. Har-
nack hat es als seine Meinung hingestellt, daß es keine brennendere kirch-
liche Aufgabe gebe, als das Apostolikum für den kirchlichen Gebrauch zu
beseitigen, hat ferner jungen Studenten, die sich dieserhalb an ihn gewendet
hatten, die Zulässigkeit von Umdeutungen einzelner Bestandteile des Apo-
stolikums nahegelegt, und endlich die Lehrverpflichtung der Geistlichen auf
das „Empfangen von dem heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria“
für einen Notstand erklärt, mit dessen Aufhören es erst zu einer gol-
denen Zeit für die Kirche kommen werde. — Solchen Auslassungen treten
der Vorstand der Evangelisch-Lutherischen Konferenz in der preußischen
Landeskirche und die Vorsitzenden der lutherischen Provinzialvereine mit
folgenden Sätzen entgegen: 1) Jeder Versuch, das Apostolikum für den kirch-
lichen Gebrauch zu beseitigen, ist ein Schlag in das Angesicht der Kirche
Christi. 2) Es ist die höchste Zeit, daß unsere Theologie-Studierenden gegen
grundstürzende Lehre und gegen die Verwirrung ihrer Gewissen seitens theo-
logischer Dozenten wirksam geschützt werden. 3) Daß der Sohn Gottes
pempfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria“,
das ist das Fundament des Christentums; es ist der Eckstein, an welchem
alle Weisheit dieser Welt zerschellen wird. — Berlin den 20. Sept. 1892.
Graf Wartensleben-Rogaesen. Holtzheuer. J. Gensichen. Knak. Zöckler. Wetzel.
Grau. Feiertag. Büchsel. J. v. Gerlach. Georg Frhr. v. Massenbach. Tauscher.
A. Andrae (Roman). E. Graf Rothkirch und Trach. Schmalenbach."“
In den nächsten Wochen folgt eine große Reihe ähnlicher
Proteste und Erklärungen von Synoden und Vereinen.
22. September. Bei der Reichstagsersatzwahl in Löwen-
berg werden 9063 Stimmen abgegeben. Von denselben entfallen
auf den Kandidaten der Konservativen, Landrat v. Holleufer, 4932
Stimmen; auf den Kandidaten der Deutschfreisinnigen, Dr. Ehlers,