I.
Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie.
4. Januar. (Pest.) Der König von Rumänien trifft
mit dem Thronfolger, Prinzen Ferdinand, zum Besuche bei dem
Kaiser ein.
5. Januar. (Wien.) Der Kaiser verleiht dem Marchese
di Rudini das Großkreuz des Stephansorden.
5. Januar. (Pest.) Schluß des ungarischen Reichstages
durch den König mit folgender Thronrede:
„Geehrte Herren Magnaten und Abgeordnete! Liebe Getreue! Als
Wir Sie am Beginne dieses Reichstags von dieser Stelle begrüßten, haben
Wir der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es Ihrem Patriotismus und
Ihrer Weisheit gelingen werde, während der längeren Dauer des gegen-
wärtigen Reichstags viele schwebende Fragen zu lösen. Wenn auch nicht
die Verhandlung jeder Frage beendet wurde, bezüglich welcher Ihnen Unsere
Regierung eine Vorlage gemacht hat, so ist doch eine ganze Reihe von wich-
tigen Angelegenheiten im Laufe dieses Reichstags zur Lösung gelangt.
In erster Reihe erwähnen Wir die Wiederherstellung des finanziellen
Gleichgewichts. Es war die konsequente Arbeit vieler Jahre erforderlich,
um die Zinsen der Lasten, welche für die zur Entwickelung und Sicherheit
des Landes notwendigen Investitionen übernommen wurden, sowie die mit
der kulturellen Entwickelung anwachsenden Bedürfnisse des Landes aus eige-
nen Mitteln des Staates decken zu können. Die Opferwilligkeit der Gesetz-
gebung hat die zur Erreichung dieses großen Zieles notwendigen Mittel
bewilligt und nach vieljährigen Bemühungen war das Jahr 1890 das erste,
in welchem laut der Schlußrechnungen sämtliche Bedürfnisse des Landes aus
dem eigenen Einkommen desselben gedeckt worden sind. Es wird nun Auf-
gabe Unserer Regierung, der Gesetzgebung sein, darauf zu achten, daß dieses
erzielte Resultat aufrecht erhalten werde.
Mit Befriedigung können Wir Ihnen die Mitteilung machen, daß
Wir mit allen Mächten ohne Ausnahme in freundlichen Beziehungen stehen.
Diese freundschaftlichen Beziehungen und Unsere Bündnisse bieten uns eine
Gewähr für die möglichste Erhaltung des Friedens und für die Beseitigung
etwaiger Gefahren, welche die europäische politische Lage dedrohen könnten.
Die Sicherung Unserer eigenen Interessen erfordert aber, daß Unsere Wehr-
macht den Anforderungen entsprechend entwickelt werde, und es gereicht Uns
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