214 Die Oefterreitish--Angarishe Menarthie. (Jan. 18.—Febr. 6.)
Der Berichterstatter der Majorität Hallwich spricht den Männern
seinen Tank aus, denen es durch eine fast übermenschliche Arbeit gelungen
sei, ein so bedeutendes Werk zu schaffen. Der Redner hebt die durch die
Verträge erzielte Stärke des Treibundes hervor und empfiehlt die Annahme
der Verträge, wobei das Interesse des Staates mächtiger sein solle, als das
Interesse der Partei. Der Berichterstatter der Minorität Klaitsch begrüßt
gleichfalls den Abschluß der Verträge auf das freudigste, empfiehlt jedoch die
Annahme des Minoritätsantrages auf Zurückweisung des italienischen Ver—
trages an die Regierung, da manche Landesteile, insbesondere Dalmatien,
durch die Bestimmungen der italienischen Weinzölle geradezu ruiniert würden.
18. Januar. Erzherzog Karl Salvator f.
22. Januar. Annahme der Handelsverträge im Abgeord-
netenhause.
Anf. Februar. Bei den ungarischen Reichstagswahlen werden
gewählt 239 Liberale, 86 Unabhängige, 62 Nationale, 14 Ugro-
nisten, 3 Parteilose. Die liberale Partei verlor 46 und gewann
36 Sitze.
3. Februar. Plener richtet an seine Parteifreunde ein
Schreiben, in dem er anzeigt, ihm sei die Stelle eines Präfidenten
des gemeinsamen Rechnungshofes unter nicht annehmbaren Be-
dingungen angeboten worden. Er ziehe deshalb vor, seiner Partei
und dem Parlamente treu zu bleiben. Die Annahme einer Ehren-
dotation lehne er ab.
Graf Taaffe hatte Plener die Stelle angeboten mit dem Hinweis,
daß traditionell ein Abgeordnetenmandat nicht damit vereinbar sei: Plener
hätte also aus dem parlamentarischen Leben ausscheiden müssen.
6. Februar. (Wien.) Abgeordnetenhaus. Der Justiz-
minister beantwortet eine Interpellation wegen Bekanntgabe des
Ergebnisses der Strafamtshandlung gegen das „Wiener Tagblatt"
wegen der am 14. und 17. November gebrachten beunruhigenden
Nachrichten.
Die Vernehmung zahlreicher Zeugen, ebenso wie die Untersuchung
der Börsenkammer ergab erstens: Die Börsenpanik vom 14. November war
nicht erst durch das „Wiener Abendblatt“ (Mittagsausgabe des „Wiener
Tagbl.“) veranlaßt, sondern bestand schon vormittags; zweitens: Der „Nach-
trag“ des „Wiener Abendblattes“ bildete den fast unveränderten Niederschlag
dessen, was dem Redakteur Frischauer von einer seiner Meinung nach wohl-
unterrichteten Seite zugekommen war, Frischauer war daher im guten Glau-
ben; die Publikation war übereilt, vielleicht taktlos, aber strafrechtlich nicht
zurechenbar. Betreffs des Chefredakteurs Szeps und des Redakteurs Frischauer
war die Behauptung nicht aufstellbar, geschweige denn beweisbar, daß sie
überhaupt einen Börsengewinn gezogen haben. Einzelne Börsenspekulanten
mögen durch eine Baissespekulation gewonnen haben; die Frage der Un-
rechtmäßigkeit wäre nur dann zu bejahen, wenn die Gerüchte „listigerweise
erfunden“ gewesen wären, um den Geldmarkt irrezuführen; ein solcher Nach-
weis wurde jedoch nicht erbracht, vielmehr geht aus dem Berichte der