Bie Gesterreichisch= Angarische Monarchie. (April 5.—7.) 219
antwortlichkeit dafür, daß die Hofeinrichtungen weder der Verfas-
sung noch dem ungarischen Nationalgefühl zuwiderlaufen. Mit
Politik beschäftige sich der Hof überhaupt nicht. Die Regierung
prüfe die Frage, wie die staatsrechtliche Lage nach außen hin und
bei dem Verkehr des Hofes zum gehörigen Ausdruck gelange, und
werde das Resultat der hierauf bezüglichen Verhandlungen mit-
teilen. (Beifall.) Der Antrag des Abg. Pazmandys, die Herstellung
eines selbständigen ungarischen Hofhaltes unverweilt zu veranlassen,
wurde mit 110 gegen 82 Stimmen abgelehnt und der Titel unver-
ändert angenommen.
5. April. (Pest.) Abgeordnetenhaus (Bupdgetdebatte).
Zum Titel „Gemeinsame Auslagen“ erklärt der Ministerpräsi-
dent gegenüber einer Aeußerung des Abg. Beöthy, daß die ruf-
sischen Truppenkonzentrierungen an der polnischen Grenze
weder für Oesterreich-Ungarn noch für Deutschland einen bedroh-
lichen Charakter besitzen; ganz Europa werde diese Aeußerung ge-
wiß freudig begrüßen. Ein Kriegsminister könne sich aber nicht
auf Broschüren berufen, sondern müsse auch andere Faktoren als
Basis seiner Maßnahmen berücksichtigen. Der Ministerpräsident
entkräftete ferner die Behauptung, der Finanzminister allein sei den
übermäßigen Forderungen des Kriegsministers entgegengetreten, in-
dem er konstatierte, daß es dem gemeinschaftlichen Vorgehen des
gesamten ungarischen Kabinetts und der österreichischen Regierung
gelang, das Erfordernis herabzusetzen. Graf Szapäry wies weiter
den Vorwurf Bolgars betreffs der angeblichen Programmlosigkeit
des Kriegsministers zurück und erklärte, die Regierung sei bestrebt,
die Erhaltung der Sicherheit des Landes mit der Finanzlage des
Landes in Einklang zu bringen. Wie wohl die größte Gewähr
der Erhaltung des europäischen Friedens zweifellos in unsern
Bündnissen liege, sei nicht zu vergessen, daß unser Einfluß den
Alliierten gegenüber in dem Maße zunehme, wie wir den Aufgaben
zu entsprechen vermögen, welche den Zweck der Bündnisse bilden.
(Lebhafter Beifall.) „Wir vertrauen die Existenz des Vaterlandes
vor allem nicht unsern Verbündeten an, sondern in erster Reihe
unsrer eigenen Kraft, aus welcher wir alle im Interesse des Vater-
landes notwendigen Verfügungen treffen müssen.“ (Lebhafter Beifall.)
7. April. Der Tiroler Landtag nimmt das Schulauf-
sichtsgesetz an. Der Bischof von Brixen gibt die Erklärung ab,
die Bischöfe stimmen dem Schulaufsichtsgesetze zu, obwohl die Kirche