Die Oefsterreihisch·Angarische Monarhhie. (Oftober 11. -19.) 235
tionsmitglied erwähnt und gesagt, daß er mit demselben in dessen
Eigenschaft als Bankier die geschäftlichen Verbindungen abgebrochen
habe. Uebrigens müsse er dagegen Verwahrung einlegen, als ob
er die österreichischen Gerichte habe beinflussen wollen, er habe von
der Unparteilichkeit und der Objektivität der Gerichte eine viel zu
gute Meinung.
11. Oktober. Der Kaiser bewilligt dem Landespräsidenten
von Krain, Freiherrn v. Winkler, die erbetene Versetzung in den
Ruhestand unter Verleihung des Großkreuzes des Franz Joseph-
Ordens, ernennt den Statthaltereirat in Graz, Freiherrn Hein,
zum Hofrat und überträgt ihm die Landesregierung von Krain.
11.—13. Oktober. Besuch Kaiser Wilhelms in Wien bei
Kaiser Franz Joseph.
11. Oktober. Kaiser Wilhelm überreicht dem Grafen
Taaffe persönlich die Insignien des Schwarzen Adlerordens.
17.—19. Oktober. (Pest.) In den Delegationen werden die
Auswärtigen Angelegenheiten behandelt.
In den ungarischen Delegationen erklären die Vertreter aller
Parteien, auch Ugron von der äußersten Linken, es gebe in Ungarn
niemand, der mit dem Dreibund unzufrieden sei. Der Minister
Kalnoky erklärt u. a.:
Was Serbien betreffe, so teile er durchaus den Wunsch, daß es dort
endlich zu stabilen Verhältnissen kommen möge. Er habe nicht den gering-
sten Grund zu befürchten, daß die bisherigen Beziehungen Oesterreich-Ungarns
zu diesem Nachbarlande eine Trübung erfahren werden, und halte sich eher
berechtigt, das Gegenteil anzunehmen. Bezüglich Rumäniens sagte der Mi-
nister, die von Graf Apponyi angeregte Frage sei sehr heikel. Kalnoky
fuhr fort: Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß der König und die Re-
gierung Rumäniens uns gegenüber eine durchaus korrekte Haltung einzu-
nehmen beflissen sind. Es mag aber nicht immer leicht sein, nationalen
Störungen entgegenzutreten, und wenn in der Nachbarschaft sich Vorfälle
ereignen, die uns unangenehm berühren, so muß man immer kalten Blutes
erwägen, was besser ist: aus diesen Verhältnissen viel Aufhebens machen
oder dieselben ruhig vorübergehen lassen, wo sie dann meist im Sande ver-
laufen. Der von dem Grafen Apponyi erwähnte Fall bezüglich des dortigen
Kulturvereins sei ihm (dem Minister) nicht bekannt. Wohl aber habe er
Kenntnis von einigen anderen Incidengfällen erhalten, welche nicht ungerügt
bleiben konnten, und das Auswärtige Amt habe auch bezüglich dieser Fälle
jedesmal reklamiert, und, wie der Minister beifügen könne, nicht ohne Er-
folg. Leider seien es zumeist eigene Staatsangehörige, welche jenseits der
Grenze derlei Unannehmlichkeiten bereiteten. Was die von dem Referenten
angeregte Frage über den jüngsten diplomatischen Schritt Rußlands in
Konstantinopel betreffe, so müsse er (der Minister) zunächst bemerken, daß
es sich hier nicht um eine offigielle Note, sondern um einen von der russi-
schen Regierung an ihre Vertreter gerichtete und der Pforte mitgeteilte De-
pesche habe. Das sei allerdings eine geringfügig erscheinende Nuance, allein