246 Bie Gesterreichisch-Angarische Monarchie. (Dezember 2.)
denheit auszusprechen. Die Regierung steht unverrückbar auf dem
Boden der bestehenden Verfassung und wird diesen Standpunkt
auch ferner in keinem Falle verlassen. Die Regierung hält rück-
haltlos an dem gegenwärtigen gesetzlich geregelten Verhältnisse zu
der ungarischen Reichshälfte fest und erachtet die hierdurch geschaf-
fene Organisation der Monarchie für dauernd abgeschlossen; sie
kann es daher nicht als geboten ansehen, bei jedem beliebigen An-
lasse von neuem auf diese Frage zurückzukommen, muß es aber mit
lebhaftem Danke begrüßen, daß ihre loyale Haltung wie immer
so auch kürzlich von seiten der ungarischen Regierung offene An-
erkennung gefunden hat. Zu der gegenwärtigen Situation über-
gehend, vermag ich nur die Erklärung abzugeben, daß die Regierung
auch derzeit an den Grundsätzen der Thronrede vom 11. April 1891
unentwegt festhält. In der gemeinsamen Arbeit aller gemäßigten
Parteien, welche die Regierung bisher in dankenswerter Weise mit
patriotischer Zurückstellung ihrer einzelnen Wünsche unterstützt
haben, erblickt die Regierung das sicherste Mittel zur Bildung einer
festen, auch von ihr erwünschten und als notwendig anerkannten
Majorität. Zur Erreichung dieses Zieles wird es die Regierung,
nur auf das Wohl des Staates bedacht und unbeirrt durch die
eigenen Interessen, so viel an ihr liegt, an Bemühungen gewiß
nicht fehlen lassen. Von eben diesen Gesinnungen erfüllt, wird die
Regierung in dem Bewußtsein der von ihr übernommenen Ver-
pflichtungen auch fernerhin bedacht sein, speziell im Königreiche
Böhmen eine Verständigung zwischen beiden Volksstämmen zu för-
dern. Von solchen Erwägungen, die sich nur auf das Ganze des
Staates und dessen wichtigste Interessen beziehen, geleitet, vermag
die Regierung der Bewilligung oder Ablehnung der zur Verhand-
lung stehenden Budgetpost keine solche Bedeutung beizulegen, welche
sie in ihren Grundsätzen irre machen oder ihre Haltung den ge-
mäßigten Parteien gegenüber ändern könne. (Lebhafte Bewegung
im ganzen Hause.)
Die Abgeordneten Schneider und Pattai erklären, sie würden
für den Dispositionsfonds stimmen nicht als Vertrauensvotum für
die Regierung, sondern aus unbedingter Gegnerschaft gegen die
Tendenzen der Linken. Abgeordneter v. Plener betont, mit den
Grundsätzen Jaworski's für die Majoritätsbildung könnten die
Deutschliberalen sich einverstanden erklären. Die Voranstellung der
Dreibundspolitik durch Jaworski billige er, der Dreibundsgedanke