270 Krankreich. (August 11.—September 25.)
Frankreich. Zu ihm wenden sich stets meine Blicke, wenn ich meine Stimme
aus diesen Gemächern erhebe, in denen ich seit fünfzehn Jahren umherirre
und die ich niemals wieder verlassen werde."“
Curialen Dementis gegenüber behauptet Frau Severine, die
Unterhaltung sofort niedergeschrieben und im Vatikan vorgelegt zu
haben; nur 50 Zeilen seien ihr gestrichen worden.
I11. August. Pariser Blätter melden von einer Sendung des
französischen Generals Boisdeffré nach Rußland. Derselbe sei sofort
nach seiner Ankunft vom Zaren empfangen worden in einer ein-
stündigen Unterredung.
Mitte August. In Louvaines finden Konflikte zwischen fran-
zösischen und belgischen Arbeitern statt. Eine große Anzahl der
belgischen Arbeiter werden aus Frankreich ausgewiesen.
15. August. Beginn eines Streiks der Bergarbeiter von
Carmaux.
Ursache des Streiks: ein Arbeiter Namens Calvignac ist zum Maire
gewählt und da er infolge dessen nur sehr unregelmäßig zur Arbeit kommt,
von der Grubengesellschaft entlassen.
Der Streik führt zu den gröbsten Ausschreitungen.
1. September. Abschluß eines provisorischen Zoll-Abkommens
zwischen Frankreich und der Schweiz.
7. September. Zusammenkunft der Minister Ribot, Frey-
cinet, Giers und des Botschafters v. Mohrenheim in Aix-les-bains.
22. September. Der hundertste Jahrestag der Verkündigung
der ersten Republik wird in Frankreich festlich begangen.
25. September. (Marseille.) Liebknecht erklärt in einer
großen Rede auf dem Arbeiter-Kongreß, eine Nationalitätsfrage
existiere für die Sozialdemokraten nicht, welche nur zwei Klassen
kennten, eine besitzende und die Proletarier.
Die deutschen und französischen Sozialdemokraten bildeten mit den
Arbeitern aller Länder eine einzige Nation gegenüber den Kapitalisten.
Die zwischen den Franzosen und den Deutschen liegenden Ströme Blutes
seien von den Feinden des Proletariats vergossen worden, ohne Zuthun
der deutschen Sozialdemokraten und bildeten keine Grenze zwischen den
Sozialdemokraten der beiden Länder. „Wir sind Brüder, sind und bleiben
internationale Revolutionäre, trotz der von der Bourgeoisie ausgesprochenen
Verleumdung, daß wir die revolutionäre Fahne verlassen hätten und Chau-
vinisten geworden seien. Die deutschen und französischen Sozialdemokraten
bilden mit den Sozialdemokraten der übrigen Länder eine einzige große
Armee. Wir sind bereit, nachdem wir Bismarck in 25jährigem Kampfe
geschlagen, den letzten Blutstropfen für die Sache des Sozialismus zu
opfern.“ Liebknecht schließt mit einem Hoch auf die internationale revo-
lutionäre Demokratie. Ein endloser Beifall folgt der Rede. Die Mit-
glieder des Kongresses beglückwünschen Liebknecht, alle umdrängen ihn und
von zahlreichen Abgeordneten wird er umarmt. Der Abgeordnete Ferroul