Frankreich. (Dezember 12.—15.) 275
Regierung stellt sich Ihnen vor mit dem festen Willen, im Innern
wie nach Außen hin die Politik zu befolgen, welche nicht aufgehört
hat, die Billigung des Parlaments zu finden. Die Erklärung fügt
hinzu, die schweren von der Tribüne herab vorgebrachten Anschul-
digungen berührten nicht nur die Ehre verschiedener Parlaments-
mitglieder, sondern bezweckten sogar, Mißachtung gegen die ganze
nationale Vertretung hervorzurufen. Die Regierung sei davon
überzeugt, daß das zwischen der Panama-Untersuchungskommission
und der Regierung bestehende Einvernehmen die volle Enthüllung
der Wahrheit sichern werde. Die Erklärung erinnert sodann an
die von der gegenwärtigen Kammer bereits zum Ziel geführten
Arbeiten und schließt: Die Republik, die vom Auslande wertvolle
Beweise der Achtung und Wertschätzung erhalten hat, fordert die
Kammer auf, ihr Werk mit neuer Energie wiederaufzunehmen, da-
durch allen ihr gelegten Schlingen entgegenzuwirken und so einen
erstarkenden Einfluß auf das Land auszuüben. „Seien wir streng
gegen die begangenen Fehler, aber richten wir unsere Blicke nicht
zu lange auf Kleinigkeiten und schreiten wir weiter vorwärts.“ Die
Kammer votiert dem Ministerium ihr Vertrauen.
12. Dezember. Der „Figaro“ bringt Mitteilung von engen
Beziehungen des Finanzministers Rouvier und des Abg. Clemenceau
zu Reinach und. Cornelius Herz, der in den Panamas-Geschäften die
Vermittelung besorgt hat.
13. Dezember. Rouvier reicht seine Demission ein.
15. Dezember. Deputiertenkammer. Antrag Pourqueêry, der
Panama-Untersuchungskommission richterliche Befugnisse zu über-
tragen.
Der Justizminister Bourgeois betonte in seiner Rede, die republi-
kanische Partei müsse sich bewußt sein, daß sie gegenwärtig über eine Frage
von der größten Tragweite, über die Frage der Zukunft der Republik selbst,
ihr Votum abgebe. Der entbrannte Kampf richtete sich nicht gegen einzelne
Republikaner, sondern gegen die Republik selbst. Die Pflichten der An-
hänger der Republik ließen sich in die Worte zusammenfassen: Kaltes Blut
und festes Zusammenhalten. (Beifall.) Er sei von jetzt ab entschlossen,
eine ergänzende Untersuchung über alle Thatsachen, die eine solche Unter-
suchung berechtigt erscheinen lassen könnten, stattfinden zu lassen. Der
Ministerpräsident Ribot erklärte Brisson gegenüber, die Regierung wolle
wissen, ob sie das Vertrauen der Kammer besitze. Er werde nicht zulassen,
daß die Autorität der Republik in seinen Händen geschwächt werde. Hinter
der zur Schau getragenen tugendhaften Entrüstung verberge sich ein ein-
heitlicher Aktionsplan, welcher beweise, daß gewisse Verwegene sich wieder
zu rühren begönnen. (Beifall links.) Das Ziel der Angriffe seien in
Wirklichkeit die republikanischen Institutionen. Die Regierung beschwöre
die Kammer, ihre Ruhe wiederzugewinnen und sich um die. Regierung zu
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