308 Bulgarien. (Juli 19. -27.)
19. Juli. (Sofia.) Prozeß Beltschew. Nach zehnstündiger
Beratung faßt der Gerichtshof folgenden Beschluß: Milarow,
Poppow, Georghiew und Alexander Karagulow werden zum Tode,
Vasiliew, Dzudzuw und Bobecow zu 9 Jahren Gefängnis, Stoicow
zu 16 Monaten Gefängnis, Lepavtow zu 5 Jahren Gefängnis,
Karawelow zu 5 Jahren, Kitantschew zu 3 Jahren und Velikow
zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Grigor Karagulow, Make-
donski, Molow, Karastojanow, Nojarow und Milkow werden frei-
gesprochen.
27. Juli. Die Hinrichtung der Mörder Beltschews findet in
Sofia statt.
Mitte und Ende Juli. (Sofia.) Die „Swoboda“ veröffent-
licht russische Aktenstücke, welche zu einem amtlichen Schriftwechsel.
der russischen Vertretung in Bukarest mit dem asiatischen Departe-
ment in St. Petersburg gehören.
Einige beweisen, daß Rußland 1881 den Widerstand in Bosnien
gegen Oesterreich unterstützte. Andere aus dem Herbst und Winter 1887
herrührende Schriftstücke zeigen, ihre Echtheit vorausgesetzt, daß die russische
Regierung gleich nach der Ankunft des Prinzen Ferdinand im Lande be-
strebt gewesen ist, jede Gelegenheit zu benutzen, um den Prinzen wieder
aus Bulgarien zu entfernen. Das asiatische Departement fordert in diesen
Aktenstücken die russische Vertretung in Bukarest auf, jedes Unternehmen
gegen den Prinzen, welcher als außerhalb der Gesetze stehend angesehen
werde, zu ermutigen, und gibt eine Direktive für Unterhandlungen mit
Panitza, der bereits im Jahre 1887 seine Dienste anbot. Mit Hilfe des
slavischen Komitees sei die Bande eines gewissen Nabokow bewaffnet und
deren Organisation von Nelidow geleitet worden. Für den Fall der Ent-
fernung des Prinzen Ferdinand aus Bulgarien habe Nußland das bul-
garische Heer verdoppeln wollen, indem in jede Kompanie zur Halfte
Russen eingereiht werden sollten. Die bulgarische Sobranje sollte nicht das
Recht haben, einen anderen Kandidaten als den von dem russischen Kom-
missar vorbezeichneten für den bulgarischen Thron zu wählen. Das wün-
schenswerteste Ziel sei jedoch, daß Bulgarien von einem russischen Statt-
halter regiert werde, der seine Weisungen von dem russischen Kaiser erhalte.
27. Juli. Die „Swoboda“ veröffentlicht ferner einen Brief
des früheren russischen Gesandten in Bukarest, Hitrowo, aus dem
Juni 1889 an den Chef des Asiatischen Departements, worin mit-
geteilt wird, daß mit Zankow Unterhandlungen angeknüpft seien,
welche die Entfernung des Prinzen Ferdinand aus Bulgarien be-
zweckten. In dem Briefe werde sodann Geld verlangt, welches
Zankow an Personen verteilen sollte, die sich anheischig gemacht
hätten, den Prinzen zu töten. In der Antwort des Asiatischen
Departements heißt es, daß Zankow zu dem angegebenen Zwecke
50,000 Frcs. übermittelt würden.