318 Rerd-Amerika. (Juli 5.—September 4.)
steuern aufzulegen oder zu erheben, ausgenommen zu Revenuezwecken. Wir
verlangen weiter, daß die Erhebung solcher Steuern auf die Bedürfnisse
der Regierung beschränkt bleibe, wozu eine ehrliche und sparsame Verwal-
tung unerläßlich ist."“
Zum Schluß wird Cleveland mit 616 Stimmen zum Präsi-
dentschafts-Kandidaten nominiert; Hill von Newyork erhält 112,
Boie 103 Stimmen. Mehrfach kommt es zu Thätlichkeiten zwischen
den Delegierten.
5. Juli. (Homestead in Pennsylvanien.) Erbittertes Gefecht
zwischen den streikenden Arbeitern der Carnegie'schen Eisenwerke und
der von dem Besitzer zu Hilfe gerufenen Pinkerton'schen Privat-
Polizeitruppe. Die Pinkertons müssen sich endlich ergeben und
werden schwer gemißhandelt.
13. Juli. Die Repräsentantenkammer lehnt den Antrag, die
Gesetzvorlage betreffend die freie Silberausprägung in Beratung zu
ziehen, ab.
4. September. Präsident Harrison veröffentlicht ein Schreiben,
in welchem derselbe seine Ernennung zum republikanischen Präsi-
dentschaftskandidaten förmlich annimmt.
Ueber die auf Gegenseitigkeit beruhenden Handelsverträge sagt General
Harrison: „Der überzeugendste Beweis von unserer riesigen kommerziellen
Stärke ist in der Thatsache zu finden, daß Großbritannien und Spanien
es für notwendig gefunden haben, auf Gegenseitigkeit beruhende Handels-
verträge für ihre westindischen Kolonien mit uns abzuschließen, während
Deutschland und Oesterreich uns wichtige Konzessionen dafür gemacht haben,
daß wir ihnen die freie Einfuhr der besten Zuckersorten erlauben.
Unsere kommerziellen Rivalen in Europa betrachten diese Gegenseitigkeits-
politik durchaus nicht als ein Trugbild, sondern für eine ernstliche Be-
drohung ihrer Suprematie im Handel. Sie würden sich gefreut haben,
wenn die Vereinigten Staaten Schutzzoll und Gegenseitigeit aufgegeben
hätten. Sie sehen sehr klar, daß eine Beschränkung der amerikanischen
Produktion und des amerikanischen Handels und eine dementsprechende
Steigerung der europäischen Produktion und des europäischen Handels die
Folge sein würde, und ich glaube nicht, daß das, was diesen Ländern so
klar ist, unserem eigenen Volke verborgen bleiben kann.“ Ueber die Zoll-
politik der demokratischen Partei sagt der Präsident: „Die demokratische
Partei hat jetzt thatsächlich erklärt, daß sie, wenn sie an das Ruder gelangt,
ein Zollgesetz erlassen will, ohne Rücksicht auf die Löhne und das in unseren
großen Industrien angelegte Kapital.“ Zölle, die nur zum Zwecke der
Staatseinnahmen erhoben werden, seien etwas Unamerikanisches. Der
Grundsatz verstoße gegen die Lehren der Gründer der demokratischen Partei,
Jefferson und Jackson. Der Bericht des aus Mitgliedern beider Parteien
zusammengesetzten Senatsausschusses habe die guten Wirkungen der Mac=
Kinley-Bill zur Genüge hervorgehoben. „Der Bericht beweist, daß die
Kosten der Artikel, welche Personen gebrauchen, die unter 1000 Dollars
Einnahme das Jahr haben, gefallen sind und die landwirtschaftlichen Pro-
dukte im Preise gestiegen sind, weil die Nachfrage des Auslandes größer
geworden ist. Die Kaufkraft des amerikanischen Arbeiters ist noch niemals