Uebersicht
der politischen Entwickelung des Jahres 1892.
Allg= König Friedrich sagt in der Vorrede zu seiner „Geschichte des
meine Siebenjährigen Krieges“, er habe die Zwischenzeit zwischen den ersten
päüsche schlesischen Kriegen und dem Siebenjährigen nicht beschrieben,
Politik, denn die politischen Händel, wenn sie zu nichts führen, verdienen
ebensowenig Beachtung, wie die kleinen Zänkereien der Gesellschaft,
und einige Mitteilungen über die innere Verwaltung des Staates
liefern noch keinen genügenden Stoff für ein Geschichtswerk“. Gegen
diese Ansicht des königlichen Historikers wird von den heutigen Zunft-
jüngern wohl ziemlich viel gesündigt und Ranke selber hat zuweilen
ein schlechtes Beispiel darin gegeben. Wer aber einen Ueberblick
über die politischen Ereignisse des Jahres 1892 geben will, fällt
unrettbar in jene Verdammnis, denn in der auswärtigen Politik
des Jahres hat es überhaupt keine Händel gegeben, und noch viel
weniger haben sie zu irgend etwas geführt. Es ist fast, als ob die
Weltgeschichte still stände; es fehlt nicht an Ereignissen, aber wesent-
liche Wirkungen und Folgen haben sie — wir sprechen, wohlgemerkt,
nur von der auswärtigen Politik — nicht, und wer ihnen dennoch
Wichtigkeit beimißt, muß den Historiker für einen Augenkblick in
den Propheten verkehren, um aus der Ansicht von der Zukunft der
Gegenwart Bedeutung zu vindizieren. Irgend ein Anstoß kann
plötzlich eine ungeheuere Bewegung hervorbringen, aber vorläufig
leben wir in einem Zustande der Stagnation, die schon beginnt, in
Versteinerung überzugehen. Das letzte bedeutende internationale