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von 1400 Millionen Franken zusammengebracht. Aber um vom
Publikum für ein so schwer berechenbares Unternehmen wie den
Riesenkanal in einer bisher fast unbekannten Gegend so ungeheure
Summen anvertraut zu erhalten, dazu war eine unausgesetzte,
systematische und im größten Stil betriebene Beeinflussung der
öffentlichen Meinung notwendig. Mit anderen Worten, von An-
fang an hielten es die Gründer, an ihrer Spitze Ferdinand von
Lesseps, für geboten, gewaltige Summen zu opfern, um die Presse
in und außerhalb Frankreichs in ihre Interessen zu ziehen. Was
konnte es bei einem solchen Unternehmen auf einige Dutzend Mil-
lionen ankommen? Von der bezahlten Marktschreierei bis zur
direkten Bestechung ist nur ein Schritt. Von der Bestechung der
Presse ist nur ein Schritt zur Bestechung von Parlamentariern und
Ministern. Im Jahre 1888 war die Panamas-Gesellschaft mit ihren
Mitteln zu Ende; die veranschlagte Summe hatte bei weitem nicht
zur Herstellung des Kanals ausgereicht. Das Publikum fing an,
mißtrauisch zu werden und gab zu den gewöhnlichen Bedingungen
weiteres Geld nicht her. Man suchte nach einem besonderen neuen
Zugmittel und verfiel auf den Gedanken der Prämien-Anleihe, der
Verstärkung der gewöhnlichen Verzinsung durch eine Art sich langsam
abspielender Lotterie. Hierzu bedurfte es eines besonderen Gesetzes,
also der Genehmigung durch die Regierung und die Kammern.
Auch in der Regierung und in den Kammern aber war bereits
ein starkes Mißtrauen gegen die Solidität und Durchführbarkeit
des Unternehmens erwacht. Es ist schwer zu sagen, wie weit mit
bewußt betrügerischer Absicht, wie weit getrieben durch einen blinden
Glauben an ihren Stern die Unternehmer beschlossen, vor den
äußersten Maßregeln nicht zurückzuschrecken, um ihren Plan durch-
zusetzen. Wurde die Ausgabe der Losobligationen von der Kammer
versagt, so war ja das Panama-Unternehmen verloren. Bestechung
mußte die Majorität schaffen. Mit einer unerhörten Liberalität
stellten die Direktoren der Gesellschaft den republikanischen Mini-
stern Hunderttausende und Millionen zur Verfügung, um ihren
Wahlfonds, vielleicht auch die geheimen Fonds für die auswärtige
Politik zu bestärken. Die zahlreichen Deputierten, die Besitzer von
Zeitungen sind, erhielten durch Zuwendungen an diese indirekte
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