Das Denische Reihh und seine einzelnuen Glieder. (Januar 28.) 49
achtet, mit einem solchen Herrn über so tiefe und wichtige Fragen zu de-
battieren, das ist mir eine Ehre.
Aber ich muß leider bekennen, die Art und Weise, in die der Herr
Abgeordnete v. Eynern seine Ausführungen kleidet, ist nicht so offen, und
stellt doch eine ganze Reihe von Dingen in eine Beleuchtung, die nicht die
Beleuchtung der Dinge, sondern die Beleuchtung des Herrn Abgeordneten
v. Eynern ist, und die in einem sehr bedenklichen Maße persönlich verletzend
und objektiv nicht zutreffend ist.
Meine Herren, die Rede des Herrn Abgeordneten v. Eynern scheidet
sich in zwei ganz getrennte Teile, einen rein kritischen negativen und einen
positiven. Diesen kritischen Teil werde ich zuerst einmal vornehmen. Da
kommt er mit der Behauptung: dieses Gesetz, das der neue Minister uns
vorgelegt hat, konstruiert ein Kondominium der Kirche in der Schule. Der
Herr Abgeordnete ist so gütig, dabei durchleuchten zu lassen — das geht
ja aus seinen ganzen Ausführungen hervor — daß ich eigentlich gar nicht
der so schlimme Mann bin; dazu wäre ich viel zu unfähig, das müßten
die Leute sein, die neben mir stehen, ich wäre ja, wie ich vorgestern schon
gesagt habe, eigentlich nur der negotiorum gestor anderer; er sagt, es
wäre ja auch gar nicht möglich, daß ein Mensch in den paar Monaten dieses
Gebiet so beherrschen gelernt habe.
Mein verehrter Herr Abgeordneter, ich habe es wirklich beherrschen
gelernt, und überhaupt in meinem Leben gelernt, zu arbeiten, und weil ich
das gelernt habe, deshalb finde ich mich auch auf diesem Gebiete zurecht.
Und was heißt denn nun das mit dem Kondominium? Die Herren
von der nationalliberalen Partei haben von Anfang an eine völlig prin-
zipielle Gegnerschaft gegen das Gesetz eingenommen. Mir war dies unver-
sandlih ich habe auch heute noch nicht einen völlig klaren Einblick, worauf
es beruht.
Es wird ja alles Mögliche gefabelt von großen politischen Gedanken,
die in der Ausführung begriffen Aind (Zuruf links); — gefabelt, ja, das
nehme ich auch an, selbst die rührende Rütliszene im Reichstage
(Stürmische Heiterkeit.)
kann doch wirklich nicht annehmen, daß die nationalliberale
Partei dieses Gesetz benutzen will, und in dieser Form, um es als Eckstein
einer neuen großen Parteigruppierung zu gebrauchen. Und mit dieser Be-
gründung, meine Herren! Alles, was hier bisher gegen das Gesetz gesagt
worden ist, in seinen einzelnen positiven Teilen läßt sich Wort für Wort
widerlegen. Nicht ich habe aus dem Wust von undurchsichtigem Akten-
material, welches angeblich im Kultusministerium vorhanden sein soll, die
Ihrer Meinung nach natürlich schauderhaftesten und schlimmsten Reskripte
herausgeschnitten und wie ein untergeordneter Redakteur einer Zeitung mit
der Papierscheere gearbeitet und etwas kompilatorisch zusammengeschnitten;
(Zurufe von den Nationalliberalen: sehr geschickt!) — sehr geschickt? Ich
danke sehr (Heiterkeit). Aber das ist doch leider einmal Thatsache und Sie
können es doch gar nicht leugnen, daß diese also geschickt kompilierten Be-
stimmungen von Leuten Ihrer Farbe konzipiert worden sind. Es ist doch
der Herr Staatsminister Dr. Falk und die vorjährige Kommission des Ab-
geordnetenhauses gewesen, welche dies gemacht hat.
Herr v. Eynern hat mit der größten sittlichen Entrüstung darauf
hingewiesen, daß ich es so machen wollte, daß der Lehrer durch den Geist-
lichen aus der Schule vertrieben werden könne, und daß man den Lehrer
dadurch zu einem Augenverdreher, zu einem Heuchler, und ich weiß nicht,
was alles, zu einem sittlich heruntergekommenen Subjekt mache, der lediglich
dem Geistlichen in die Hand gegeben werde. Und nun, meine Herren, steht
Europ Geschichtskalender. Bd. XXXIII. 4