Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunter Jahrgang. 1893. (34)

176 JTie Gestrrrichisch-Angarisete Monarchie. (März 20.— April 26.) 
Zum ersten Vizepräsidenten wird Kathrein mit 202 von 243 Stim- 
men, zum zweiten Vizepräsidenten Madeyski mit 184 von 207 
Stimmen gewählt. Bei der letzteren Wahl enthält sich ein großer 
Teil der Polen und ein Teil der Konservativen der Stimmabgabe. 
20. März. (Wien: Abgeordnetenhaus.) Der Justizminister 
bringt den Entwurf der neuen Civil-Prozeßordnung ein. 
Ende März. (Ungarn.) Der Kaiser genehmigt die neue 
Verfassung für die Protestanten Augsburgischer Konfession, nach 
welcher vor einem Pastor geschlossene Mischehen zwischen Juden 
und Protestanten rechtsgültig sind. 
8. April. (Triest.) Der Gemeinderat wird aufgelöst. 
11. April. (Wien.) Empfang Stambulows beim Kaiser. 
Vgl. Bulgarien. 
13. April. (Prag.) Im Landtage wird eine Regierungs- 
vorlage eingebracht, betreffend die Ausscheidung des Gerichtsbezirkes 
Laun aus dem Brüxer Gerichtsbezirk, der Ortschaften Libochowitz 
und Raudnitz aus dem Leitmeritzer Gerichtssprengel, sowie die Er- 
richtung eines Kreisgerichts in Schlan. 
15. April. (Prag: Landtag.) Der Antrag des Abg. Solc, 
betreffend die Erlassung eines Gesetzes über den Gebrauch beider 
Landessprachen bei den öffentlichen Behörden in Böhmen, wird ein- 
hellig einer Spezialkommission zugewiesen. 
17. April. (Wien.) Bei den Gemeindewahlen des ersten 
Wahlkörpers, bisher fast unbestrittene Domäne der liberalen Partei, 
werden 40 Liberale, 6 Antisemiten gewählt. Die Antisemiten be- 
sitzen nunmehr 46 Gemeinderatsmandate, ein volles Drittel der 
ganzen Körperschaft. 
18. April. (Pest.) Das Abgeordnetenhaus beendigt die 
Budgetberatung. Dem Ministerpräsidenten Wekerle wird aus diesem 
Anlaß eine stürmische Ovation dargebracht. Wekerle legt sodann 
das nach dem Ergebnis der Budgetdebatte festgestellte Budgetgesetz 
pro 1893 vor, welches mit 486,183,521 fl. in den Ausgaben und 
mit 486,653,643 fl. in den Einnahmen abschließt. Der Überschuß 
beträgt sonach 470,122 fl. 
26. April. (Ungarisches Abgeordnetenhaus.) Die Re- 
gierung beginnt mit der parlamentarischen Durchführung ihres 
kirchenpolitischen Programms. Es sind zunächst zwei Vorlagen, welche 
der Beratung der Volksvertretung unterbreitet werden: Kultus- 
minister Graf Csaky hat den Gesetzentwurf über die Rezeption der
	        
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