FKrankreich. (Januar 10.—14.) 223
10. Januar. (Paris.) Beginn des Panama-Preozesses
gegen beide Lesseps, Eiffel, Fontane und Cottu.
Als der Präsident des Gerichtshofs im Laufe des Verhörs Charles
Lesseps über die Millionen befragte, welche Reinach erhalten hatte, ant-
wortete der Angeklagte: „Als wir Reinach das Geld gaben, stellten wir ihm
anheim, mit demselben für den Erfolg der Emission zu sorgen und gleich-
zeitig sich aus der überwiesenen Summe eine beliebige Remuneration zurück-
zubehalten.“ Präsident: „Sie übergaben also Reinach Millionen, die er,
wenn er wollte, in die Tasche stecken konnte?" Lesseps: „Ganz richtig.“
Hierauf fragte der Präfident, welchen Gebrauch Reinach von den ihm über-
wiesenen Summen gemacht habe. Lesseps entgegnete, er wisse darüber nichts.
Präfident: Von den 1,400,000 Fr. auf den Inhaber lautenden Bonds find
solche für 975,000 Fr. vorhanden, deren Verwendung nicht klargestellt ist.“
— Lesseps: „Es sind dies geheime Fonds der Gesellschaft gewesen.“ —
Präsident: „Haben die Statuten der Gesellschaft solche geheime Fonds zu-
gelassen?“ — Lesseps: „Ich kann darüber Aufklärung geben. 600,000 Fr.
erhielt Cornelius Herz in dem Zeitpunkte, als die Erlaubnis für die Zu-
lassung der Losobligationen erstrebt wurde.“ — Der Präsident verlangt
Auskunft über die Verwendung von 600,000 Fr. an Anweisungen, die auf
den Inhaber lauten. Lesseps erklärte, als die Vorlage, betreffend die Pa-
namalose, bei dem Bureau der Kammer eingebracht worden sei, habe der
damalige Minister Bakhaut von ihm eine Million verlangt, zahlbar in
mehreren Teilzahlungen von dem Tage der Einbringung der Vorlage bis
zu ihrer Annahme. Bei der Einbringung habe man 375,000 Fr. an
Bakhaut ausgezahlt; da die Vorlage abgelehnt wurde, habe man den Rest
der verlangten Summe nicht ausgezahlt. Lesseps fügte hinzu: Ich gab diese
Summe nur, weil mir das Messer an der Kehle saß, so wie man im
finsteren Walde einem Räuber seine Uhr ausliefert.“ Lesseps versicherte
sodann, der Verwaltungsrat der Gesellschaft habe von allen diesen Geldver-
teilungen Kenntnis gehabt.
10. Januar. (Deputiertenkammer.) Casimir Périer wird
mit 254 von 408 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten der Kam-
mer gewählt.
10. Januar. Das Ministerium Ribot demissioniert.
13. Januar. Das neue Ministerium Ribot setzt sich wie
folgt zusammen: Präsidium und Inneres: Ribot; Ministerium des
Außern: Develle; Justizministerium: Bourgeois; Kriegsministerium:
General Loizillon; Marineministerium: Admiral Rieunier; Unter-
richtsministerium: Charles Dupuy; Finanzministerium: Tirard;
Ackerbauministerium: Viger; Bautenministerium: Viette und Han-
delsministerium: Siegfried.
Die beiden Vertreter der bewaffneten Macht, General Loizillon und
Admiral Rieunier, sowie der Ackerbauminister Viger haben bisher noch kein
Portefeuille innegehabt. Der wesentliche Unterschied gegen das voraufgehende
Ministerium ist das Ausscheiden von Freycinet, dem Beziehungen zu Cor-
nelius Herz nachgewiesen werden, und Loubet.
14. Januar. Die Blätter bringen Andeutungen, daß auch
der russische Botschafter v. Mohrenheim und der ehemalige italie-