Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunter Jahrgang. 1893. (34)

224 Krankreich. (Januar 17.—20.) 
nische Botschafter Manebra Panama-Gelder empfangen hätten. Der 
Minister Ribot entschuldigt sich deshalb bei den Botschaftern. Ein 
ungarischer Reporter, Szekely, der die Beschuldigung zuerst offen 
ausgesprochen, wird ausgewiesen. Dieser hält seine Behauptung, 
daß Mohrenheim 500,000 Franken Panamageld erhalten habe, auf- 
recht. Als Antwort eröffnet die französische Presse eine allgemeine 
Hetze gegen die Gesandten des Dreibundes in Paris, von denen die 
Verleumdung Mohrenheims ausgegangen sei. 
17. Januar. Die Kammer nimmt ein Gesetz an, das die 
Ausgabe der Billets der Banque de France um 500 Millionen er- 
höht, weil das Maximum erreicht ist und die Bank in Gold 
zahlen muß. 
17. Januar. Im Senat wird ein Gesetz eingebracht, nach 
welchem Beleidigungen der fremden Staatsoberhäupter und der beim 
Präsidenten der Republik beglaubigten diplomatischen Vertreter den 
Zuchtpolizeigerichten zur Aburteilung überwiesen werden sollen. 
20. Januar. Der Graf d'Haussonville richtet an Herné, 
den Direktor des „Soleil“ ein längeres Schreiben, worin die Grund- 
züge des Programms einer orleanistischen Partei entworfen werden. 
In dem Schreiben wird ausgeführt, die Regierung sei unter den 
gegenwärtig herrschenden Umständen ohnmächtig. Die Monarchisten müßten 
die Leitung der Bewegung der öffentlichen Meinung übernehmen und sich 
an deren Spitze stellen. Man müsse eine Liga der öffentlichen Ehrlichkeit 
und der Verteidigung der gesellschaftlichen Ordnung bilden, da die Regie- 
rung durch die Sorge um die Verteidigung der Republik absorbiert sei. 
Die Organisation der monarchistischen Propaganda sei vollständig bereit. 
Man müsse alle Allianzen suchen, konservative und liberale ohne Unterschied. 
Er (d'Haussonville) werde bei dem Eintritt der Wahlen bestimmte Instruk- 
tionen bekannt geben. Da gegenwärtig die Konservativen nicht einig seien, 
solle die Frage der Regierungsform vor den Wählern nicht aufgeworfen 
werden. Inzwischen müsse man sich für den Wahlkampf und für einen 
etwaigen unvorhergesehenen Fall vorbereiten, da eine schwere Krifis unver- 
meidlich sei. Wenn das Land der Republik überdrüssig sei und nach etwas 
anderem verlange, so werde die monarchistische Partei gewaffnet sein, um die 
Sache der öffentlichen Ordnung zu verteidigen. Graf d'Haussonville weist 
ferner die Anschuldigung wegen monarchistischer Konspirationen zurück. Er 
fragt, wozu Verschwörungen dienen sollten, da doch die Ereignisse sich selbst 
zu Gunsten seiner Partei zuspitzten und deren beste Helfer seien. Auch noch 
eine andere Empfindung trete in Frankreich zu Tage, nämlich die durch die 
Ereignisse von Carmaux hervorgerufene wirtschaftliche Beunruhigung. Jeder, 
der an irgend einem industriellen Unternehmen mehr oder weniger beteiligt 
sei, werde jene Zeit des Interregnums nicht vergessen, während welcher die 
Regierung den Ausständigen nachgegeben habe. Die Panama-Enthüllungen 
würden den Sozialisten und Radikalen neue Massen in dem furchtbaren 
Kampf gegen das Kapital liefern. Die Regierung sehe diesen Vorgängen 
unthätig zu und dulde sogar unverhüllte Aufreizungen zum Bürgerkrieg, 
zum Plündern und Morden, während sie gegen die geringste Uebertretung,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.