262 Bie Ränische Kurie. (März Ende —pril 23.)
die Ihnen mitsso großem Rechte anvertraut ward und die Sie in so wür-
diger Weise erfüllt haben. Ich bitte Sie, bei derselben Gelegenheit Seine
Mojestät des sehr lebhaften Interesses zu versichern, welches Wir für Seine
erhabene Person haben, sowie der Wünsche, die Wir für Ihn und die
ganze Kaiserliche Familie hegen.“
Ende März. Verhaltungsmaßregel des Papstes an Graf
Ballestrem. Vgl. Deutschland.
20. April. Audienz des Deputierten und Rektors der katholischen
Universität in Paris v. Hulst beim Papst. Vgl. Frankreich 9. Mai.
23. April. Besuch des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin
im Vatikan.
Der „Deutsche Reichs-Anzeiger“ berichtet darüber: Seine Majestät
der Kaiser traf um 12 ½ Uhr in Begleitung des Kaiserlichen Gefolges in
der preußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle ein. Der Fahrt dort-
hin, welche Seine Majestät in einem italienischen Hofwagen zurücklegte,
brachte das zahlreiche Publikum herzliche Ovationen dar. In der Gesandt-
schaft wurden Seiner Majestät die Kardinäle Ledochowski und Mocenni
sowie die Prälaten Segna und De Montel durch den Gesandten von Bülow
vorgestellt. Darauf fand eine Frühstückstafel zu 16 Gedecken statt.
Gegen 2 Uhr traf auch Ihre Majestät die Kaiserin in der Gesandt-
schaft ein. Nach der Vorstellung begaben sich die Kaiserlichen Majestäten
in einem preußischen Hofwagen in Begleitung des Gefolges nach dem
Batikan. Auf dem Wege von der Gesandtschaft nach dem Vatikan bildeten
italienische Trnppen Spalier, welche den Kaiserlichen Majestäten die mili-
tärischen Ehren erwiesen. Ein überaus zahlreiches Publikum wohnte der
Auffahrt bei.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin kamen um 2 Uhr
50 Minuten beim Vatikan an und verließen den Wagen in der Corte di
Damaso, wo Allerhöchstdieselben von dem Großmeister Fürsten Ruspolie
empfangen wurden. Hier meldeten sich auch die von dem Papst zum Ehren-
dienst bestimmten Herren, der Majordomus Monsignore della Volpe und
der Geheim-Kämmerer Graf Alborghetti, welche durch den Gesandten von
Bülow den Majestäten vorgestellt wurden. Im Clementino-Saale wurden
die Majestäten durch den Zeremonienmeister Sambucetti und den Oberst-
Rämmerer Azevedo empfangen. Die adelige Leibgarde und die Schweizer-
garde erwiesen den Majestäten die militärischen Ehren. Seine Heiligkeit
der Papst ging den Majestäten bis zur Thür des gelben Saals entgegen.
In diesem Saale war ein Baldachin errichtet, unter welchem drei Fauteuils
von gleicher Höhe standen. Der Kaiser, die Kaiserin und der Papst nahmen
daselbst Platz. Der Papst überreichte der Kaiserin ein aus den Ateliers
des Vatikans hervorgegangenes Mosaikbild, welches die Basilika auf dem
St. Peter-Platz darstellt, zum Geschenk. Der Kaiser schenkte dem Papst
eine kolorierte Photographie, ein Gruppenbild der gesamten Kaiserlichen
Familie. Der Papst sprach seine große Freude über das Geschenk aus und
bemerkte, er werde das Bild neben der Photographie weiland Kaiser Wil-
helms I. aufstellen, welche ihm nach dem Tode desselben von der Kaiserin
Augusta übersandt worden sei. Der Kaiser und die Kaiserin verweilten
etwa eine Viertelstunde mit dem Papst im Gespräch. Darauf wurde das
Gefolge Ihrer Majestät der Kaiserin in den Saal geführt und dem Papst
vorgestellt. Nachdem sich sodann Ihre Majestät die Kaiserin mit dem Ge-
solge zurückgezogen hatte, um die Sixtinische Kapelle und andere vatikanische