Bulgarien. (Mai 30. — November 19.) 293
das Ministerium der öffentlichen Arbeiten und des Verkehrs. Die Zahl der
Ministerien steigt damit auf acht.
30. Mai. (Tirnowo.) Die Sobranje wird unter En-
thufiasmus der Bevölkerung und Deputierten in Anwesenheit des
Fürstenpaares geschlossen.
Die Thronrede dankt den Deputierten für ihr patriotisches Werk und
beglückwünscht sie zur einmütigen Annahme der Verfassungsänderung, welche
ein evidenter Beweis der Vaterlandsliebe, des Taktes und der Einsicht sei,
womit Bulgarien seine Rechte, Freiheiten und die Autonomie schütze und
verteidige. Die Verfassungsänderung bedeute in gegenwärtigem Zeitpunkt
ein wertvolles Geschenk für das Vaterland und die Krone. Der Prinz sei
überzeugt, daß das Volk dieselbe als eines der wichtigsten Ereignisse seiner
Regierung betrachten werde. Mit den nochmaligen Ausdrücken des Dankes
erklärt der Prinz die Session für geschlossen.
24. Juli. Der Metropolit Clement wird der Aufwiegelung
des Volkes gegen den Prinzen von Bulgarien und gegen die bul-
garische Regierung schuldig befunden und zu lebenslänglicher Ver-
bannung verurteilt.
31. Juli. Die Wahlen zur Sobranje ergeben fast ausschließ-
lich Anhänger der Regierung.
Ende September. Gerücht von einem Konflikt zwischen dem
Fürsten und dem leitenden Minister Stambulow.
1. November. (Sofia.) Bei der vor dem Appellgerichtshofe
zu Tirnowo verhandelten Berufung des Metropoliten Clement gegen
das in erster Instanz gefällte und auf lebenslängliche Verschickung
lautende Urteil wird Clement zu einer Gefängnisstrafe von drei
Jahren verurteilt. Gleichzeitig beschließt der Appellgerichtshof, bei
dem Fürsten Ferdinand die Umwandelung der Strafe in zweijährige
Verschickung in Vorschlag zu bringen.
17. November. Graf Hartenau, Fürst Alexander von Bul-
garien in Graz in Steiermark f.
18. November. (Sofia.) In der Sobranjesitzung beantragt
Dantschew unter allgemeiner lebhafter Zustimmung, der Witwe und
den Kindern des verstorbenen ersten Fürsten von Bulgariens eine
Pension von 50,000 Francs, welche diesem bewilligt worden, auf
Lebensdauer anzubieten und das Begräbnis auf Staatskosten zu
veranstalten.
19. November. Ein Armeebefehl des Fürsten Ferdinand ge-
denkt in erhebenden Worten des schweren Verlustes, welchen die
bulgarische Armee durch den Tod ihres Begründers, des ruhm-
reichen Helden, erlitten hat, der am Jahrestag des ruhmreichen
Sieges von Slidnitza verschied.