362 Nebersicht der politischen Entwickelung des Jahres 1893.
republikanische Programm nicht aufgeben will. Damit ist der that-
sächliche Gewinn, den das Kabinett Sagasta durch den Anschluß
der Fraktion Abarzuza erzielt hat, ein sehr geringfügiger geworden.
Die Wirtschaftspolitik der Regierung stieß bei der Notwendig-
keit der größten Ersparnisse, die nur möglich waren, überall und
sogar innerhalb der liberalen Partei und des Kabinetts auf große
Schwierigkeiten. Jeder Abstrich, jede Reform des einen oder des
anderen Verwaltungszweiges verletzten die Interessen zahlreicher
Personen und Kreise, die in irgend welcher Weise durch die ge-
planten Maßregeln in Mitleidenschaft gezogen wurden und unter
ihnen zu leiden hatten. Die Aufhebung vieler Gerichtshöfe erregte
überall, wo sie erfolgte, den größten Unwillen und dieser wurde
von den Konservativen und den Republikanern zu geräuschvollen
Kundgebungen und Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung
ausgebeutet. Die Reform des Heerwesens hatte dieselbe Wirkung,
denn die beträchtliche Verminderung der Militärbezirke, die dadurch
bedingte Verlegung der Sitze der Generalkapitäne, die Umgestaltung
der Garnisonen und andere Folgen der militärischen Neueinteilung
erzeugten an allen betroffenen Plätzen große Unzufriedenheit, die
ebenfalls von den Konservativen und den Umsturzparteien in aus-
giebigster Weise gegen die Regierung ausgebeutet wurde.
Die Nachgiebigkeit, die das Kabinett in der Angelegenheit
des früheren konservativen Oberbürgermeisters von Madrid, Bosch,
zeigte, der vor die ordentlichen Gerichte gestellt werden sollte, sich
dagegen aber durch sein Senatorpatent schützte, erregte große Un-
zufriedenheit, und namentlich wieder unter den Volksmassen, deren
republikanische Vertreter die Mißwirtschaft von Bosch und Genossen
aufgedeckt hatten.
Die Durchführung einer Steuerpolitik, die dem auf möglichst
große Ersparnisse abzielenden Plan der Regierung entsprach, führte
Ende August in San Sebastian, am Hoflager der Königin und
beinahe vor ihren Augen, große Tumulte herbei, in denen der
Ministerpräsident Sagasta in seinem Hotel persönlich durch die er-
regten Volksmassen bedroht wurde. Es begann damit eine große
fueristisch-partikularistische Bewegung, die sich in den Kundgebungen
von Santander äußerte und sich bald über den ganzen Norden ver-