Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 25. —27.) 33 
erschienenen Werke über Deutsche Geschichte, zu verleihen lehnt der Kaiser 
ab. Beide Vorgänge werden in der Presse lebhaft besprochen. Den Verdun- 
preis erhält später Erdmannsdörfers Deutsche Geschichte 1648—1740. 
25./26. Januar. (Abgeordnetenhaus.) Interpellation 
der konservativen Partei, ob die königliche Staatsregierung geneigt 
ist, im Bundesrate dahin zu wirken, daß fernere, eine Ermäßigung 
der landwirtschaftlichen Zölle enthaltende Handelsverträge nicht 
zum Abschluß gelangen, ohne daß eine angemessene Ausgleichung 
mit den Geldwertsverhältnissen der in Betracht kommenden 
Konkurrenzländer stattgefunden hat oder gleichzeitig stattfindet. 
Handelsminister v. Berlepsch hält es für ausgeschlossen, daß ein 
Staat sich durch einen Handelsvertrag in der Freiheit seiner Währung be- 
schränken ließe. 
26. Januar. (Reichstag.) Die Erklärung betreffend die 
Verlängerung des bestehenden Handelsprovisoriums zwischen 
dem Reich und Spanien bis einschließlich 31. März d. J. wird 
ohne Debatte angenommen. 
26. Januar. Der Kaiser ernennt den Fürsten Bismarck 
zum Chef des Kürassier-Regiments v. Seydlitz (Magdeburgisches) 
Nr. 7, à la suite dessen der Fürst bisher geführt wurde. 
26. Januar. (Fürst Bismarck beim Kaiser in Berlin.) 
Um Mittag wird der Fürst von dem Prinzen Heinrich, dem General- 
oberst v. Pape und dem Kommandanten von Berlin auf dem 
Lehrter Bahnhof empfangen, fährt dann von einer Eskadron Garde- 
Kürassiere eskortiert an der Seite des Prinzen Heinrich von einer 
unabsehbaren Menge mit stürmischem Jubel begrüßt nach dem 
Schlosse. In den ihm bestimmten Gemächern empfängt ihn der 
Kaiser und bald darauf wird er von der Kaiserin und den ältesten 
Prinzen begrüßt. Der Kaiserin Friedrich stattete der Fürst einen 
halbstündigen Besuch ab. Der Reichskanzler, die preuß. Minister 
gaben beim Fürsten ihre Karten ab, und viele Abgeordnete zeichnen 
ihre Namen in eine ausgelegte Liste ein. Der Fürst empfängt 
u. a. den Grafen Lehndorff, den Ministerpräsidenten Graf Eulenburg, 
den Min. a. D. v. Maybach. Um 7 Uhr abends verläßt der 
Fürst Berlin wieder, vom Kaiser bis zum Bahnhof begleitet. 
27. Januar. Der Kaiser verlangt Vorschläge zur Erleich- 
terung des Infanterie-Gepäcks. 
27. Januar. Der Kaiser stiftet „zur Förderung des Stu- 
diums der klassischen Kunst unter den Künstlern Deutschlands“ aus 
seiner Privatschatulle einen Preis von 1000 M. 
Europ. Geschichtskalender. Bd. XXXV. 3
	        
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