Eraukreich. (März 28. — Ende.) 253
24 diensttauglichen Panzerschiffen basiert ist, welche vier Eskadres zu je sechs
Schiffen bilden. Diese Zahl ist offenbar ein Minimum, wenn man daran
denkt, daß sich soeben eine neue sehr ernste und sehr wichtige Thatsache be-
treffs der Marine, sowie der ihr obliegenden Küstenverteidigung vollzogen
hat: die Vereinigung der Nordseeflotte und der Ostseeflotte kann in wenigen
Stunden vor sich gehen. Wenn man erwägt, daß alle deutschen Schiffe in
einigen Stunden in die Nordsee einfahren können, so ergibt sich, daß wir
unserem Nordgeschwader eine Kraft und eine Kohäsion geben müssen, welche
uns vollkommene Sicherheit gewährt.
28. März. (Sathonay.) Präsident Faure übergibt unter
großer Teilnahme der Bevölkerung den nach Madagaskar bestimm-
ten Truppenteilen die Fahnen.
März. Brafilien erklärt sich zur Zahlung von 900 000 Francs
an die Familien der im brasilianischen Bürgerkriege getöteten Fran-
zosen bereit.
März. Frankreich und Paraguay.
Die französische Regierung entzieht sämtlichen Konsuln Paraguays
das Exequatur, weil die Regierung von Paraguay dem französischen Ver-
treter in Assuncion die Pässe zugestellt hat unter dem Vorwande, daß er
französische Einwanderer, trotzdem sie von Paraguay Vorschüsse erhalten
hätten, zur Rückkehr in die Heimat veranlaßt habe, ohne diese Vorschüsse
zurückzuerstatten.
Ende März. Preßstimmen über den Beschluß des deutschen
Reichstags vom 23. März und über die Reise des Kaisers nach
Friedrichsruh.
„Figaro“: „Die Dienste, die Herr von Bismarck fürwahr seinem
Vaterlande geleistet hat, vermochten also nicht den grimmigen Haß zu ent-
waffnen, den er sich erworben. Der deutsche Reichstag, der 20 Jahre vor
der Stimme seines Zucht-Meisters gezittert hat, wollte sich rächen für er-
littene Demütigungen.. Das Votum ist um so bemerkenswerter, als der
Kaiser durch seine glänzende Depesche für den Fürsten persönlich eintritt
und demselben an der Spitze seiner Minister und Würdenträger die Hul-
digung seiner königlichen Anerkennung darbringt. — „Journal des
Débats“: „Die grße Allgemeinheit wird gewiß finden, daß der Reichstag
seinen Groll von früher zu tief und zu lange bewahrte und daß es von
seiten seiner alten Widersacher würdiger gewesen wäre, bei dieser Gelegenheit
alles andere zu vergessen und der glorreichen Zeiten zu gedenken."
Ueber die Rede des Kaisers schreibt der „Soleil“: „In seiner
Friedrichsruher Rede zeigt sich uns Kaiser Wilhelm nicht als der liberale,
friedliebende, philanthropische, nur auf das Glück der Menschheit bedachte
Monarch, als den Herr Jules Simon ihn uns unlängst in seiner salbungs-
vollen Sprache schilderte. Er tritt auf als der gespornte, gepanzerte, be-
helmte Cäsar, der nur von Eroberungen und Kriegsruhm träumt. .“
— „Autorité“: „Der Kaiser scheint es darauf abgesehen zu haben, uns
zu unterdrücken. Nach einer Verherrlichung der Gewalt, die allerdings bei
dem Manne, dessen Wahlspruch ist „Gewalt geht vor Recht,“ gut angebracht
war, nach einem Dithyrambus auf Eisen und Blut als das beste Regie-
rungsmittel, überreicht der deutsche Kaiser dem Fürsten Bismarck ein Schwert
auf dem die Wappen von Elsaß-Lothringen eingraviert sind. Nichts fehlte