Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Elfter Jahrgang. 1895. (36)

266 Nalien. (Mai 26.—Juni 10.) 
um 100 Millionen erhöht, welche das Land geleistet hat, ohne darunter zu 
leiden. Zum Beweise hiefür dient, daß der Ueberschuß der Einfuhr um 
86 ½ Millionen abgenommen hat, während die Ausfuhr um 61 Millonen 
gestiegen ist; das Eine, wie das Andere begünstigt die nationale Arbeit. 
Die fortdauernde Auswanderung verringerte sich im Jahre 1894 um mehr 
als 23000 Personen im Vergleich zum Jahre 1893. Die Situation des 
Schatzes ist eine gesicherte; unser Kredit ist derart wiederhergestellt, daß, 
während im Jahr 1893 die italienischen Werte von den ausländischen 
Märkten zurückgewiesen wurden und dieselben auf den inländischen Märkten 
namhafte Kursrückgänge aufzuweisen hatten, unsere Rente heute, obgleich 
die Steuer auf 20 pCt. gebracht wurde, eine bedeutende Steigerung erfuhr. 
Während das Geld sich früher zaghaft zurückzog, strömt uns dasselbe jetzt 
von überall zu. Die kleinen Sparer allein weisen in den Sparkassen eine 
Erhöhung der Gesamteinlagen um 60 Millionen auf. Hierauf weist er 
die Beschuldigung nach einer Diktatur zu streben zurück und schließt: Das 
Dilemma, vor welches die Wähler gestellt find, ist ein einfaches und ernstes, 
es ist das Dilemma zwischen der nationalen Monarchie und der sozialen, 
moralischen und politischen Anarchie. Diese Anarchisten jeder Gattung zu 
bekämpfen, und dieselben vom Parlament auszuschließen, ist die Aufgabe, 
welche heute allen guten Bürgern obliegt. Ich habe das Vertrauen, daß 
meine Stimme gehört werden wird, denn alle guten Bürger haben ein ge- 
meinsames Interesse daran. In der Folge werden sich die Parteien auf 
logischen und ehrlichen Grundlagen reformieren. Man wird sodann die 
Wahl haben, sich für Männer oder Ideen zu entschließen. Ich werde auf 
die Regierung gern verzichten an dem Tage, an dem es mir vergönnt sein 
wird, dies ohne Feigheit und ohne Beunruhigung für die Sicherheit der 
Situation und für das Wohl des Landes thun zu können. Scharen wir 
uns um den König und lenken wir unsere Blicke auf das Kreuz von Sa- 
voyen, das uns von der nationalen Fahne entgegenstrahlt, und stimmen wir 
in den Ruf ein: „In hoc signo vinces!““ 
26. Mai. Kammerwahlen. 
Die Wahlen ergeben einen großen Sieg der Regierung. Es werden 
in der Hauptwahl gewählt 326 Ministerielle und 147 Oppositionelle, da- 
von 14 Sozialisten und 31 Radikale. In der Stichwahl (3. Juni) werden 
noch gewählt 29 Ministerielle, 13 gemäßigte Oppositionelle, 9 Radikale, 
3 Sozialisten. 
4. Juni. (Magenta.) In Gegenwart des Kriegsministers 
wird ein Denkmal des französischen Marschalls Mac-Mahon 
enthüllt. 
10. Juni. (Rom.) Eröffnung des Parlaments durch den 
König. 
In der Thronrede heißt es, das Volk fordere vom Parlament schnelle 
Ordnung der Finanzen. Nachdem auf die Notwendigkeit des sozialen 
Friedens hingewiesen ist, heißt es über die Auswärtige und Kolonialpolitik: 
Europa atmet Frieden auch durch unsern Willen, und kein Mißtrauen, kein 
Verdacht ruht mehr auf unsern Absichten. Mit berechtigter Freude ent- 
senden wir daher unsere Schiffe, um an der friedlichen Begegnung aller 
Flotten teilzunehmen, die im Begriffe sind, das unter dem Schutze meines 
Freundes und Verbündeten, des deutschen Kaisers, vollendete bewunderungs- 
würdige Werk einzuweihen. Von dort werden sie sich nach England be- 
geben, um der britischen Flotte und dem britischen Volk unsern herzlichsten
	        
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