Kußlund. (April 27.—Juli 6.) 287
Wremja“, Rußland werde als Entgelt dafür, daß Deutschland und Frankreich
den Widerspruch Rußlands gegen die Abtretung der Halbinsel Lian-Tong, so-
wie die Erstrebung des russischen Uebergewichtes auf Korea unterstützten,
alle Reklamationen Deutschlands, welche den Schutz seiner Handelsinteressen
zum Zwecke haben, unterstützen, ebenso wie eine auf die Festigung seiner
Lage in Indo-China hinauslaufende Aktion Frankreichs. Die „Nowosti“
meinen, eine diplomatische Intervention genüge nicht, es bedürfe einer mili-
tärischen Demonstration, sei es einer gemeinsamen oder von einer der Groß-
mächte ausgeführten. „Grashdanin“ bespricht die für Rußland vor-
liegende Notwendigkeit, einen eisfreien Hafen im Stillen Ozean zu besfitzen,
und drückt die Besorgnis aus, Rußland könne sich in eine Abenteuerpolitik
einlassen, ohne genügend vorbereitet zu sein; das Blatt empfiehlt die systema-
tische Vermehrung der Land= und Seestreitkräfte im äußersten Osten.
27. April. (Petersburg.) Das Finanzministerium spricht
sich gegen eine Vereinbarung zwischen den russischen und den ameri-
kanischen Petroleumproduzenten aus.
April. Mai. Die Presse über Egypten und Ostafien.
Petersburger und Moskauer Zeitungen erörtern im Hinblick auf die
ostasiatische Frage die Möglichkeit, daß England einmal den Suezkanal
schließe und hoffen, daß Deutschland, Rußland und Frankreich sich auch zur
Lösung der egyptischen Frage verständigen werden.
6. Juni. (Petersburg.) Abschluß eines Handelsvertrags
mit Japan.
9. Juni. Rußland und die Kurie.
Es wird eine dauernde Gesandtschaft bei dem päpstlichen Stuhle ein-
gerichtet. Die Gesandtschaft besteht aus einem Ministerresidenten und einem
Legationssekretär.
12. Juni. (Petersburg.) Das Kaiserpaar empfängt den
Katholikos aller Armenier.
2. Juli. (Petersburg.) Ukas über Zuckerproduktion.
Danach kann jede Fabrik, welche jährlich über 60 000 Pud produziert
25 Prozent dieses Mehrquantums unter Accisekontrolle auf Lager behalten;
das allgemeine Lagerquantum für alle Fabriken zusammen darf aber 5 Mil-
lionen Pud nicht übersteigen. Das Quantum, welches die mittlere Ver-
brauchsnorm für das letzte Triennium übersteigt, wird mit doppelter Accise
besteuert. Bei der Alesahr wird die Accise zurückerstattet; im Falle einer
besonders starken Ausfuhr kann das Ministerkomitee die Vergütung herabsetzen.
3. Juli. Ankunft einer bulgarischen Abordnung in Peters-
burg unter Führung des Metropoliten Klement (vgl. Bulgarien).
6. Juli. (Petersburg.) Anleihevertrag mit China.
Rußland garantiert eine chinefische 4prozentige Goldanleihe von 400
Millionen Francs. Die Tilgungsfrist beträgt 36 Jahre, bis dahin darf
weder eine Konversion noch vollständige Tilgung stattfinden. China ver-
pflichtet sich bis zum 15. Januar 1896 keinerlei von der Regierung garan-
tierte Goldanleihen zu emittieren. Die Anleihe wird durch Seezölle und
Hinterlegung von Zollwerten garantiert. Sechs französische und vier russische
ankhäuser sind mit der Emission beauftragt.