292 Lürkei. (Mai 30.—Oktober Anfang.)
30. Mai. (Djeddah.) Beduinen töten den britischen Vize-
konsul, verwunden den russischen und britischen Konsul und den
französischen Konsulatssekretär.
6. Juni. Ein englisches Geschwader ankert in Beirut.
7. Juni. (Konstantinopel.) Said Pascha, von 1882—85
Großvezir, wird zum Großvezir ernannt. Er gilt als reform-
freundlich.
14. Juni. (Konstantinopel.) Die Pforte nimmt die Reform-
vorschläge an.
Eine Verbalnote der Pforte an die Botschafter Englands, Frankreichs
und Rußlands erklärt, sie müsse die Verpflichtung zur Ausführung der Be-
stimmungen des Berliner Vertrages anerkennen, aber wünschen, daß gewisse
Punkte der vorgeschlagenen Reformen noch einer Beratung unterzogen
werden. Die Botschafter nehmen die vorgeschlagene Beratung an (19. Juni).
Juni. Juli. Die Pforte und Bulgarien über Maccedonien.
S. Bulgarien.
8. Juli. (Konstantinopel.) Die Botschafter Englands,
Frankreichs und Rußlands fordern Aufklärung über die verheißenen
armenischen Reformen.
4. August. (Konstantinopel.) Ausführliche Antwort der
Pforte über ihre Reformpläne.
Die Pforte schlägt vor, christliche Beiräte zur Seite der General-
gouverneure und der Provinzgouverneure zu ernennen und die Vice-Gou-
verneure und Ortshäupter in unparteiischer Weise aus Mohamedanern und
Christen zu wählen. Die Gendarmerie und die Polizei soll aus den Pro-
vinzen, in denen sie verwandt wird, rekrutiert werden und aus Mohame-
danern und Christen im Verhältnis zur Zusammensetzung der Bevölkerung
bestehen. Die Gefängnisse sollen verbessert werden, auch sollen Maßregeln
zur Verhinderung von Ungerechtigkeiten und Gewaltthätigkeiten ergriffen
und soll dafür gesorgt werden, daß die Kurden auf ihren Wanderungen
keine Ausschreitungen begehen. Die Pforte verspricht, ihr möglichstes zu
thun, um die Kurden zu festen Ansiedlungen in bestimmten Gegenden zu
veranlassen, und will ihnen Ländereien und Weiden überlassen. Jede Art
der Ueberwachung einzuführender Reformen durch die Mächte wird als die
Hoheitsrechte des Sultans verletzend zurückgewiesen.
30. September. (Konstantinopel.) Armenierputsch.
Straßenkampf zwischen Armeniern und dem türkischen Militär in-
folge armenischer Tumulte. Einige Hundert Menschen sollen gefallen sein.
In der europäischen Presse wird das Ereignis auf die Agitation des arme-
nischen Komités in London zurückgeführt.
6. Oktober. (Konstantinopel.) Die Großmächte fordern
gemeinsam von der Pforte Maßregeln zur Aufrechterhaltung der
Ordnung und zum Schutz der Fremden.
Anfang Oktober. Kiamil Pascha wird zum Großvezir er-