Tũrkei. (Oktober. — November.) 293
nannt. Dei disheyige, Said Pascha, wird Minister des Aus-
wärtigen.
Oktober. Neue Metzeleien in Kleinasien, z. B. in Trapezunt
(8. Oktober). Die Türkei trifft umfassende militärische Vorberei-
tungen in Europa und Asien.
17. Oktober. (Konstantinopel.) Verständigung über ein
Reformprojekt.
Die Pforte verspricht: 1) Die Kaiserliche Regierung wird einen in
jeder Beziehung würdigen Beamten zum Oberkommissär (Mufettich) ernennen
und behufs Ueberwachung der Durchführung der Reformen an Ort und
Stelle entsenden. Im Behinderungesfalle wird dieser Oberkommissär provi-
sorisch durch einen von Sr. Majestät hiezu bestimmten mohamedanischen
höheren Funktionär ersetzt werden. Dem Oberkommissär wird ein nicht-
mohamedanischer Gehilfe (Mwarin) beigegeben. 2) Der von Sr. Majestät
dem Sultan unter dem 23. Juli 1895 erlassene Amnestieakt für jene
Armenier, welche wegen politischer Vergehen verurteilt wurden, wird auch
auf alle vor diesem Datum verhafteten Armenier ausgedehnt mit Ausnahme
der wegen gemeiner Verbrechen Abgestraften. 3) Die aus der Türkei aus-
gewiesenen oder ausgewanderten Armenier können, wenn ihre ottomanische
Unterthanenschaft und ihr gutes Verhalten festgestellt ist, unbehindert in
ihr Vaterland zurückkehren. 4) Aehnliche Reformen, wie die den Armeniern
gewährten, sollen in allen Kazas, welche eine beachtenswerte Zahl nicht
mohamedanischer Einwohner besitzen, eingeführt werden.
30. Oktober. November. Neue Kämpfe in Trapezunt und
Erzerum.
Oktober. November. (Konstantinopel.) Gerüchte über
Verschwörungen gegen den Sultan.
5. November. (Konstantinopel.) Vorstellungen der Groß-
mächte über die Lage in Anatolien. Geschwader aller Großmächte
werden in die türkischen Gewässer berufen.
6. November. (Konstantinopel.) Kiamil Pascha wird ent-
setzt, sein Nachfolger wird Halil-Rifaat Pascha.
15. November. (Konstantinopel.) 128 Redif-Bataillone
werden zur Unterdrückung des Aufstandes in Anatolien einberufen.
26. November. Ausführung der Reformen.
Die Pforte vollzieht die Ernennung der in dem Reformreglement
vorgeschriebenen sechs Justizinspektoren, worunter zwei Christen, für die
kleinafiatischen Vilajets, ferner der durch Beschluß des Ministerrats erfolgten
Ernennung dreier Inspektoren für die europäischen Provinzen, nämlich des
Verwaltungsbeamten Haki-Effendi, des Gerichtsbeamten Halid-Bei und des
Finanzbeamten Enver-Effendi.
November. Dezember. (Konstantinopel.) Vermehrung
der Stationsschiffe. Haltung der Mächte.
Die Botschafter beschließen vorfichtshalber noch ein zweites Stations-=