Vie Geserreichisch-Angarische Menarchie. (Sept. 29.—Okt. 1.) 169
Der König von Serbien:
„Ich bin sehr gerührt von den liebenswürdigen Worten, welche
Ew. kaiserliche und königliche apostolische Majestät soeben ausgesprochen
haben. Mit lebhafter Freude habe ich der huldvollen Einladung Ew.
Moajestät zur Eröffnung des Eisernen Thores Folge geleistet. Die Be-
ziehungen zwischen unseren Ländern waren stets freundschaftliche, und es
war stets mein Wunsch, diese Bande fortwährend zu befestigen, und ich
hege die feste Hoffnung, daß unsere heutige Zusammenkunft hierzu bei-
tragen wird. Die zahlreichen merkantilen und wirtschaftlichen Beziehungen,
welche zwischen unseren Staaten bestehen, werden noch erleichtert werden
durch die Eröffnung des Kanals am Eisernen Thore, und ich bitte Ew.
Majestät. sowohl an meine tiefen Gefühle der Freundschaft und der Achtung,
wie auch an jene meiner Völker glauben zu wollen. Es lebe Se. Majestät
der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn Franz Josef, es lebe
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin.“
29. September. (Ungarn.) Die ungarische Ouotendepu-
tation lehnt eine Erhöhung der ungarischen Beiträge zu den ge-
meinsamen Ausgaben entschieden ab.
29. September. (Prag.) Ein jungtschechischer Parteitag
fordert Auflösung und Neuwahl des Reichsrats vor der Erledigung
des Ausgleichs und der Steuerreform.
1. Oktober. (Wien.) Abgeordnetenhaus. Budget für 1897.
Der Staatsvoranschlag pro 1897 weist ein Gesamterfordernis per
692161 183 fl. und eine Gesamtbedeckung per 692 703 959 fl., mithin einen
Ueberschuß per 542776 fl. auf. Da für das Jahr 1896 unter Berücksichtigung
der gesetzlich bewilligten Nachtragskredite die Ausgaben mit 665 271778 fl.,
die Einnahmen mit 666006190 fl. und der Ueberschuß mit 734z412 fl.
präliminiert waren, so refultiert für das Jahr 1897 ein um 191636 fl.
geringerer Ueberschuß.
1. Oktober. (Pest.) Abgeordnetenhaus. Debatte über die
Einweihung des Eisernen Thores.
Auf die Anfrage der Abgeordneten Apponyi, Ugron und Kom-
jalhy, weshalb die Feier bei Eröffnung des Eisernen Thor-Kanals keinen
ungarischen Nationalcharakter getragen habe, erklärt der Ministerpräsident
Baron Bauffy, der größte Teil der Regulierungsarbeiten sei nicht auf
ungarischem Gebiete erfolgt, der Kanal selbst liege nicht auf ungarischem Ge-
biete. Die Eröffnungsfeier sei unter die Millenniumsfestlichkeiten aufge-
nommen worden; damit sei schon der ungarische Charakter dieser Feier aus-
gesprochen worden. Die Einzelheiten habe der Handelsminister durchgeführt
in der Weise, daß Ungarns Staatlichkeit nicht verletzt worden sei. Die Er-
öffnungsrede des Königs sei mit Hilfe des Ministerpräsidenten zu stande
gekommen. Die goldenen Becher, die dort geleert worden seien, trügen un-
garische Inschriften.
Oktober. Die Presse über den Zarenbesuch in Paris.
Das offiziöse „Fremdenblatt“ betont, daß der laute Jubel, mit
welchem der Kaiser in Frankreich begrüßt werde, die Ruhe Europas nicht
störe. Dieses erblicke in der Freundschaft zwischen der Republik und dem
Kaiser, so lange dieser die Führung behält, nichts Bedrohliches. Der