Bie Gesterreichisch-Augarische Monarczie. (Dezember 24.—29.) 221
Rede hat auf der einen Seite des Hauses lebhaften Widerspruch hervor-
gerufen. Ich kann versichern, daß die Regierung nie etwas im Dienste
Wiens thut, und daß sie stets nur von den Interessen des Vaterlandes
und des Königs geleitet wird. Ich kann ferner versichern, daß mich in
allen meinen Handlungen nur der Gedanke leitet, als Minister des Königs
das Interesse des Königs und des Vaterlandes zu vertreten und als Minister
des Landes nur dessen Dienst mir vor Augen zu halten. Die Herren Ab-
geordneten können dies für unrichtig halten, doch mein Gewissen ist rein
darüber, daß ich als Minister niemand anderem als dem Vaterlande und
dem Könige gedient habe!"“
24. Dezember. (Linz.) Der Abgeordnete Dr. Ebenhoch
veröffentlicht eine Erklärung über die Stellung der katholischen
Volkspartei.
Darin heißt es, die katholischen Abgeordneten der Alpenländer halten
sich der nationalen Bewegung ihrer Landesgenossen fern. Gegenüber den
letzten Slavenkongressen, sowie mehreren Bestimmungen der Prager (tschechi-
schen) Resolution müßten die deutschen Abgeordneten der Alpenländer bei
entschiedenstem Festhalten an der Rechten doch klipp und klar aussprechen,
daß sie nicht über die in der Resolution der Majoritätsparteien kund-
gegebenen Grundsätze hinausgehen könnten. Jene Abgeordneten müßten
daher ihren Bundesgenossen auf der Rechten energisch die Abweisung radikal-
nationaler Anwandlungen anempfehlen. Alle Völker der Monarchie würden
den goldenen Mittelweg schließlich wandeln müssen.
26. Dezember. (Pest.) Eine von Kossuth einberufene Ver-
sammlung der Unabhängigkeitspartei gegen das Ausgleichsprovi-
sorium wird von den Sozialdemokraten gesprengt.
28. Dezember. (Cisleithanien.) Zusammentritt der Land-
tage von Galizien, Niederösterreich, Steiermark, Krain, Schlesien
und Görz.
28. Dezember. (Cisleithanien.) Verordnung über das
Budgetprovisorium.
Eine kaiserliche Verordnung regelt die Forterhebung der Steuern
und Abgaben, sowie die Bestreitung des Staatsaufwandes vom 1. Januar
bis Ende Juni 1898. Halbamtlich fügt das „Fremdenblatt“ hinzu, der
sechsmonatige Zeitraum sei deshalb in Anspruch genommen, weil, wenn-
gleich die Absicht bestehe, bald nach Schluß der Landtage den Reichsrat
zur Wiederaufnahme seiner verfassungsmäßigen Thätigkeit einzuberufen,
doch erfahrungsgemäß vor Ablauf einer mehrmonatigen Frist der Staats-
voranschlag auf parlamentarischem Wege nicht fertiggestellt zu werden pflege.
Uebrigens müsse für diese VBerordnung sofort nach dem Wiederzusammen-
tritt des Reichsrates die Indemnität in Anspruch genommen werden.
29. Dezember. (Eger.) Deutscher Akademikertag.
Der von 1500 Teilnehmern besuchte Akademikertag nimmt einen
glänzenden Verlauf. In einer Entschließung über die in der letzten Zeit
oft behandelte Frage, ob es sich empfehle, die deutsche Hochschule aus Prag
zu verlegen, wird volle Gewährleistung des staatlichen Schutzes der Deutschen
in Prag gefordert. Nur unter dieser Bedingung sei die deutsche Hochschule
in Prag aufrecht zu erhalten. Die deutschen Hochschulen in Böhmen seien