Viederlande. (Juli 24.—Dez. 7.) — Häuemark. (März—Mai.) 287
Die „Soziale Praxis“ bemerkt zu dem Resultat: Im ersten Wahl-
gang wurden 157000 liberale (alt= und sozialliberale und radikale) Stimmen
abgegeben, 30 000 christlich-historische, 120 000 antirevolutionäre, 84 000
katholische, 15 000 sozialdemokratische. In 7 (katholischen) Kreisen wurde
ohne Abstimmung durch einfache Kandidierung gewählt; in 93 Kreisen
mit 540 000 Wählern (jene 7 katholischen Kreise umfassen 39 000 Wähler,
die Gesamtzahl der Wähler ist also 580 000 gegen 290 000 nach dem früheren
Wahlgesetz bei einer Einwohnerzahl von 5 Millionen) wurden 410.000
giltige Stimmen abgegeben. Die Stimmensonderung ist bei den Stichwahlen
nicht genau herzustellen. Unter den Wählern läßt sich keine genaue Tren-
nung zwischen Altliberalen, Sozialliberalen und radikalen vornehmen. —
Interessant ist die örtliche Verteilung der sozialdemokratischen Stimmen.
In Amsterdam, das mit 37000 Wählern auf eine halbe Million Einwohner
in 9 Kreise zerfällt, wurden 1151 sozialistische Stimmen abgegeben; in
Rotterdam (250 000 Einwohner, 17000 Wähler, 5 Kreise): 356; im Haag
(180 000 Einwohner, 16 000 Wähler, 3 Kreise) entfielen auf den Kandidaten
des freifinnigen Arbeiterwahlvereins in 2 Kreisen 855, aber keine sozial-
demokratischen Stimmen; in Utrecht (90 000 Einwohner, 10 000 Wähler,
2 Kreise) freilich 886 auf den in der Provinz Friesland zweimal und in
Groningen einmal gewählten Sozialdemokraten Dr. jur. Troelstra; in Fries-
land ist die agrarische Lage sehr mißlich. Weiter haben die Sozialdemo-
kraten bedeutende Stimmenzahlen erzielt im Industriebezirk Twente nl. in
den Wahlkreisen Almeloo (435 Stimmen, neben 467 auf den Radikalen)
und Enschedé mit 1337.
Die Bedeutung des Wahlkampfes liegt zunächst in der Abwehr einer
klerikal-schutzzöllnerischen Regierung der verbündeten Katholiken und Anti-
revolutionäre; sodann in der Unmöglichkeit einer starken liberalen Regierung,
da ihre Zahl in der Kammer nur 51 oder 52 beträgt, schließlich in der
nicht ausgeschlossenen Möglichkeit, soziale Gesetze durch eine Mehrheit be-
stehend aus Sozialliberalen, Radikalen, Sozialdemokraten, Christlich-histo-
rischen und einigen Antirevolutionären durchzubringen.
24. Juli. Neubildung des Ministeriums.
Da der Premierminister van Houten bei den Wahlen unterlegen ist,
tritt das Kabinett zurück und wird folgendermaßen neugebildet: Der frühere
Minister Pierson, der das Kabinett bildet, Finanzen; Deputierter Debeau-
sort, Auswärtiges; Professor van der Linden, Justiz; Deputierter Borgesius,
Inneres; der frühere Minister Jansen, Marine; General Eland, Krieg;
der frühere Minister Lely Waterstaat, Handel; Deputierter Cremer, Kolo=
nieen. — Kein Mitglied gehört den Antirevolutionären an.
7. Dezember. Die Regierung setzt für den 6. September 1898
die Eidesleistung der Königin fest.
XII.
Dänemark.
März. April. Mai. Konflikt zwischen der Regierung, dem
Landsthing und Folkething über das Budget.