Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

Das Denische Reih und seine einzelnen Glieder. (März 18./20.) 67 
schoben; man verlangt bei uns nicht nur den Beweis, daß das, was ge- 
fordert ist, begründet ist, sondern auch, daß jene subjektiven Befürchtungen 
unbegründet find. Ich fürchte, wenn wir über die uferlosen Flottenpläne 
der Zukunft zu diskutieren anfingen, daß wir bald merken würden, daß 
die Diskussion auch uferlos werden wird und zu keinen praktischen Resul- 
taten führen kann. (Sehr richtig!) Im Interesse der Marine kann ich 
diese Anschauungen nur bedauern; denn nach meiner Ueberzeugung kommt 
es bei der Erhaltung und der Verstärkung unserer Flotte und namentlich 
unserer Kreuzerflotte in erster Reihe auf eminent praktische und reelle Ge- 
sichtspunkte an (Sehr richtig!), und nur auf diesem Boden wird eine frucht- 
bare Diskussion möglich sein. Dabei tobt draußen im Lande über die 
Marine ein Streit, der vielfach mit einer persönlichen Schärfung und 
Bitterkeit geführt wird, als ob es sich nicht um eine gemeinsame Angelegen- 
heit, sondern darum handelte, zwischen verschiedenen Gruppen der Bevölke- 
rung und der Parteien eine unüberbrückbare Kluft zu schaffen, die jedes 
weitere gemeinsame Arbeiten unmöglich macht. Das mag sich erklären aus 
der Bedeutung der Frage; nützlich für die Sache ist es auch nicht. Unter 
diesen Umständen das Wort zu ergreifen zu einer ruhigen, nüchternen Be- 
trachtung, ist eine wenig dankbare Aufgabe. Ich werde den einen zu 
wenig, den anderen zu viel sagen; aber für die eine Erwägung hoffe ich 
doch Eingang bei diesem hohen Hause zu finden, daß nämlich zwischen den 
uferlosen Plänen der Zukunft und zwischen der Verwerfung notwendiger 
Ersatzbauten der Marine eine breite Straße geht für besonnenes und er- 
Ferßarte Handeln. (Sehr richtig! rechts.) Und wenn Sie meine Ansicht 
über die Kommissionsbeschlüsse kennen wollen, so fasse ich sie mit allem 
Freimut dahin zusammen, daß es Ihre Budgetkommission nicht überall 
verstanden hat, die goldene Mittelstraße einzuhalten. (Sehr richtig! und 
Widerspruch.) Ja, meine Herren, ich werde diese Anschauung noch des 
näheren begründen. Man hat zunächst das Wort der Weltpolitik ins 
Feld geführt. (Sehr richtig! links.) — Sehr richtig, jal Man hat daraus 
eine Art Popanz ausstaffiert, wohl geeignet, ängstliche Gemüter zu schrecken. 
Ich bin zu alt, um derartigen Argumenten zugänglich zu sein. Ich halte 
mich an das alte bewährte Sprichwort: bange machen gilt nicht! (Heiter- 
keit. — Zurufe links.) Am allerwenigsten gilt das Bangemachen, wenn 
man uns Deutschen vor uns selbst graulich machen will, denn darauf läuft 
das Argument mit der Weltpolitik doch eigentlich hinaus. (Sehr richtig! 
rechts.) Man sollte glauben, daß, wenn wir die paar Kreuzer bewilligen, 
dann ein Fieber des Chauvinismus und IJingoismus sich der ganzen deut- 
schen Nation bemächtigen würde, daß wir insgesamt Weib und Kind ver- 
lassen und uns einschiffen, um Seeschlachten zu liefern und um Händel zu 
suchen. (Heiterkeit. — Zurufe links.) Das war dem Sinne nach alles 
in der Presse derjenigen Parteien zu lesen, die für die Marine lediglich 
Worte, aber niemals Geld besitzen. Ja, meine Herren, alles dies kann 
man ja behaupten, aber es glaubt's uns kein Mensch, und wenn's jemand 
glauben würde, so würde er nur bekunden, daß ihm deutsche Art und deutsche 
Gesinnung vollkommen fremd ist. Für unsere überseeische und auswärtige 
Politik sind die Linien im großen vorgezeichnet durch die Denkungsart der 
deutschen Nation. Aus dieser heraus wird die Forderung gestellt, daß die 
deutsche Politik den Frieden hüte und fremdes Recht achte. Niemand wird 
im stande sein, unsere Politik aus diesem Geleise herauszuführen auf die 
Bahn von Abenteuern und von Eroberungen. (Bravol) Aber eine andere 
Forderung wird ebenso bestimmt gestellt; das ist, daß deutsche Rechte und 
deutsche Interessen gegen fremde Unbill jeder Zeit wirksam geschützt werden, 
und daß zu diesem Zweck das deutsche Schwert scharf und schneidig sei zu 
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