Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 18.—25./27.) 95
druck gebrachten Gefühle des Offizierkorps. Ich habe dem Regiment als
Gründungsjahr 1813 bestimmt und damit den Willen bekundet, daß das-
selbe als teilweise aus dem kurhessischen Leib-Garde-Regiment hervorgegangen
zu betrachten ist. Dadurch habe Ich die Tradition pflegen wollen, welche
ein wichtiger Bestandteil des Geistes der Armee für alle Zeiten gewesen ist
und bleiben soll. Dem Regiment wünsche Ich zu diesem Ehrentag Glück,
noch ganz besonders deswegen, weil es heute zum erstenmal seinen hohen
Chef zu Gaste bei sich sieht. Mein besonderes Wohlwollen habe Ich dem
Regiment verschiedentlich ausgedrückt, und Ich drücke Ihrer Majestät der
Kaiserin Friedrich den Dank für die Gnade aus, die Stelle als Regiments-
chef angenommen zu haben. Ich bin fest überzeugt, daß das Regiment zu
jeder Zeit, im Frieden wie im Krieg, dem Andenken des hohen Generals,
dessen Namen es durch Meinen Willen trägt, und der ein Vorbild der vor-
nehmen und kühnen Ritterlichkeit gewesen ist, Ehre machen und zur Zu-
friedenheit Meiner hohen Mutter Hervorragendes leisten und den Ruhm
seines Namens, den das Regiment durch seine Tapferkeit vor dem Feind
erworben hat, der Armee bewahren wird.“
18. Mai. (Bayerischer Landtag.) Die Kammer der
Reichsräte genehmigt mit allen gegen 9 Stimmen den Entwurf
zum Gewerbsteuergesetz.
18. Mai. (Berlin.) Wirkl. Geh. Rat Professor Dambach,
Kronsyndikus, 68 Jahre alt, †.
18. Mai. (Wiesbaden.) Der Kaiser bringt folgenden
Trinkspruch auf den Zaren aus:
„Zu dem Toast auf die Gesundheit Seiner Majestät des Kaisers von
Rußland, den Ich wie alljährlich aus vollem Herzen ausbringe, füge Ich
am heutigen Tage Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dem Beginn der
Seiner Allerhöchsten Initiative entsprungenen Konferenz hinzu. (Zum
russischen Botschafter gewandt): Mein verehrter Graf! Mein Wunsch geht
dahin, daß es Seiner Excellenz dem Baron von Staal und dem Grafen
zu Münster, zwei erprobten und erfahrenen Staatsmännern gelingen möge,
auf dem Boden der alten bewährten Tradition, die Mein Haus mit dem
Seiner Majestät und die das deutsche mit dem russischen Volke verbindet,
gemäß den vom Kaiser und Mir an beide Herren ergangenen überein-
stimmenden Befehlen die Konferenz so zu führen, daß ihr Erfolg Seine
Majestät den Kaiser befriedigen werde. Seine Majestät der Kaiser Niko-
laus hurra!"“
21. Mai. (Hochkirch i. Schlesien.) Paul Majunke, früher
Zentrumsabgeordneter, 56 Jahre alt, †.
23. Mai. (Altona.) Der evangelische Arbeiter-Vereinstag
faßt folgenden Beschluß über den Schutz der Arbeitswilligen:
„Die Delegiertenversammlung erklärt, daß sie jeden Terrorismus von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern entschieden verurteilt, daß sie aber die
bestehenden Bestimmungen der Gewerbeordnung und des Strafgesetzbuches,
besonders in § 183 für vollständig genügend und bei gleicher Anwendung
nach beiden Seiten angemessen hält.“
25./27. Mai. (Kiel.) Tagung des evangelisch-sozialen Kon-
gresses. Referate: Professor Kaftan-Berlin: Das Verhältnis der