128 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (August 16. 18.)
ein Einfluß auf die Eisenbahnüberschüsse geübt. Die Regulierung der
großen natürlichen Wasserstraßen, der Elbe, des Rheins u. s. w. ist durch-
geführt ohne Rücksicht auf die Eisenbahneinnahmen. Mit großer Mehrheit
sind diese Regulierungen bewilligt worden und sogar einstimmig haben
Sie (rechts) für eine neue Einfallsthür gestimmt, für den Elbe-Travekanal.
(Widerspruch bei den Konservativen — Rufe: Wir haben dagegen ge-
stimmt! Heiterkeit.) Auf verschiedenen Gebieten haben wir als Ergänzung
der Eisenbahnen den Wasserverkehr absolut notwendig; bezüglich des Ruhr-
reviers sagt die Eisenbahnverwaltung, daß wir bald an der Grenze der
Leistungsfähigkeit seien. Die Staatsregierung kann über eine solche sach-
kundige Erklärung eines Ressortministers nicht hinwegehen, namentlich,
wenn uns die Sache so klargelegt worden ist, daß ein Laie das begreifen
muß, und wenn man die natürliche Lage Preußens betrachtet, daß eine
Verbindung der Wasserstraßen des Ostens und Westens fehlt. Nachdem
noch Abg. Schmieding (nl.) darauf verwiesen hat, daß eine Beeinträch-
tigung des Eisenbahnverkehrs durch den Kanal nicht zu befürchten sei, wird
die Diskussion geschlossen.
In namentlicher Abstimmung wird zunächst der Teil des § 1,
welcher sich auf den Bau des Dortmund-Rheinkanals und die Ergänzungs-
bauten für den Dortmund-Emskanal bezieht, mit 212 gegen 209 Stimmen
abgelehnt. Der Abg. Rintelen (Z.) enthält sich der Abstimmung. — Für
den Dortmund-Rheinkanal stimmen von den Konservativen die Abgg. Conrad-
Flatow, Ditfurth, Graf zu Dohna, v. d. Gröben, v. Heimburg, v. Negelein,
v. Plettenberg-Mehrum, Rehling, v. Veltheim und Weihe; von den Frei-
konservativen die Abgg. Brauer, v. Bülow-Bossee, Conrad-Graudenz,
Christophersen, Heye, Stolzenau, Kelch, Kröner, Graf Moltke, v. Tiedemann,
v. Tzschoppe, Vorster und Weyerbusch; ferner von den schlesischen Zentrums-
mitgliedern die Abgg. Graf Ballestrem, v. Huene, Letocha, Metzner, Mücke,
Porsch, Stanke und Graf Strachwitz. Von den Nationalliberalen stimmen
gegen den Dortmund Rheinkanal die Abgg. Hische, Holtermann, Seer und
Puttfarken; ferner der Antisemit Werner. — In namentlicher Abstimmung
erfolgte sodann die Ablehnung des Mittellandkanals mit 228 gegen 126
Stimmen. 65 Abgeordnete enthalten sich der Abstimmung und zwar meistens
Mitglieder des Zentrums. Von den Konservativen und Freikonservativen
sind etwa dieselben Stimmen auch für diese Position. Abgelehnt werden
die §§ 2—5. Abg. Graf Strachwitz (Z.) beantragt zu § 6, daß gleich-
zeitig mit der Fertigstellung des Mittellandkanals für Schlesien die Mög-
lichkeit geschaffen werden möge, auf dem Wasser- oder Eisenbahnwege
Montangüter von dem oberschlesischen Industrierevier nach Berlin zu Fracht-
sätzen zu befördern, welche die heutige Spannung zwischen Oberschlesien
und Rheinland-Westfalen aufrechterhalten. — Dieser Antrag und §6 werden
angenommen, ebenso § 8.
16. August. (Rudowb. Berlin.) Rittergutsbesitzer v. Benda,
bis 1898 Abgeordneter, Führer der Nationalliberalen, 83 Jahre
alt, †.
16. August. (Heidelberg.) Der Chemiker Prof. Robert
Wilh. v. Bunsen, 88 Jahre alt, †.
18. August. (St. Privat bei Metz.) Der Kaiser nimmt an
der Enthüllung eines Denkmals des 1. Garderegiments z. F. teil
und hält folgende Rede: