Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

II. 
Die Oesterreichisch-Ungarische Monarchie. 
1. Januar. (Pest.) Auf die Neujahrsglückwünsche der Führer 
der liberalen Partei erwidert der Ministerpräsident v. Banffy: 
Die Regierung sei sich nicht nur der allgemeinen, sondern auch der 
politischen und staatsrechtlichen Verantwortlichkeit wohl bewußt, indem sie 
nur die unerläßlichen Regierungshandlungen und Verwaltungsakte vor- 
nehme. Ueber die Grenzen der unerläßlichen Regierungsakte werde das 
Ministerium nicht hinausgehen. „Ich habe mein Inneres geprüft,“ erklärt 
der Ministerpräsident, „und ferner mich gefragt, inwieweit meine individuelle 
Haltung solche unerhörten Angriffe begründen könne, deren Zielscheibe ich 
seit Monaten bin. Ich glaube nicht, daß man ohne Voreingenommenheit 
sagen könne, diese Hetze sei irgendwie gerechtfertigt, oder das Programm der 
Regierung sei so verderblich, daß man dagegen mit verzweifelten Mitteln 
ankämpfen müsse. Die Partei hat allen Angriffen Mäßigung entgegengesetzt, 
damit nicht den Hetzern weiter Nahrung gegeben und das Parlament noch 
mehr herabgewürdigt werde. Die ernste öffentliche Meinung, welcher der 
überwiegende Teil der Nation huldigt, ist auf der Seite der Regierung. 
Sie ist entschlossen, bis zum äußersten auszuharren und wird nur die 
Waffen niederlegen, wenn dies ohne Schädigung des Staatsinteresses 
möglich ist."“ 
3. Januar. (Triest.) Die italienische Majorität des Istri- 
schen Landtags protestiert gegen die Errichtung eines kroatischen 
Gymnasiums in Pifin. Die Regierung weist den Protest zurück. 
3. Januar. (Pest.) Abgeordnetenhaus. Die Opposition 
setzt die Obstruktion fort. — Der Finanzminister erklärt, daß die 
Ausgaben im Rahmen des vorjährigen Budgetgesetzes geleistet und 
die auf gesetzlichen Normen beruhenden Einnahmen eingehoben 
werden sollen. Nur die exekutive Eintreibung der öffentlichen 
Steuer ist suspendiert. Unter jenen auf Gesetz beruhenden Ein- 
nahmen sind namentlich die Zölle und indirekten Steuern zu ver- 
stehen, die vier Fünftel der Einnahmen bilden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.