200 HNie Geserreichisch-Angarische Meonarchie. (November 8.—Ende.)
8. November. (Wien.) Das dem Abgeordnetenhause vor-
gelegte Budget für 1900 weist ein Gesamterfordernis von 1585 403399
Kronen auf, also gegen das Vorjahr 64830 347 Kronen mehr. Die
Gesamtdeckung beträgt 1585 811822 Kronen, gegen das Vorjahr
64302154 Kronen mehr. Das Budget ergibt einen Ueberschuß von
407 889 Kronen.
9. November. (Wien.) Die Staatsschuldenkontrollkommission
verweigert der Regierung die Herausgabe von 59½ Millionen Gulden
Gold an die Bank. — Am 15. November wird der Beschluß
wiederholt.
10. November. (Wien.) Im Abgeordnetenhause greifen die
Tschechen die Regierung wegen des Vorgehens gegen die letzten
Tumulte in Böhmen und Mähren scharf an. Es kommt zu einer
Schlägerei, so daß die Sitzung aufgehoben werden muß.
13. November. Ulrike v. Levetzow in Trziblitz in Böhmen,
95 Jahre alt, f.
20. November. (Wien.) Der Kaiser empfängt deutsche,
tschechische und klerikale Abgeordnete, um sie zur Annahme des
Ausgleichs zu bestimmen.
21.22. November. (Wien.) Abgeordnetenhaus. Anklage-
antrag gegen Thun.
Das Haus lehnt einen Antrag der Deutschen, das Ministerium
Thun wegen Mißbrauch des § 14 in Anklagezustand zu versetzen, ab
mit 171 gegen 123 Stimmen. Dafür stimmen die Deutsche Linke, die
Schönererianer und die Sozialdemokraten, dagegen die Polen, Tschechen,
Slovenen, die Katholische Volkspartei und der böhmische Großgrundbesitz.
rr beutsche verfassungstreue Großgrundbesitz und die Italiener stimmen
nicht mit ab.
22. November. (Pest.) Die Ouotendeputationen einigen sich,
die Quote an den gemeinsamen Ausgaben für Österreich auf 65,6,
für Ungarn auf 34,4 v. H. festzusetzen. Die österreichische vermindert
sich gegen früher um 8 Prozent.
Ende November. (Cisleithanien.) Verhältnis der Par-
teien zu einander.
Die deutsche Fortschrittspartei und Volkspartei stehen dem Kabinett
wohlwollend-neutral gegenüber, die Radikal-Nationalen (Gruppe Schönerer)
verlangen Fortsetzung der Obstruktion, bis unbedingte Garantien gegen den
Mißbrauch des § 14 und Unterdrückung der Deutschen gegeben seien.
Deshalb werfen sie den anderen Parteien wegen Duldung der Delegations-
wahlen Verrat an der gemeinsamen Sache vor. Ein Verständigungs-
versuch scheitert. — Ebenso scheitert ein Versuch der Majoritätsparteien, die
tschechische Obstruktion zu beenden. Die Tschechen erklären, sie könnten die
Obstruktion nur aufgeben unter der Bedingung der Wiedereinführung der