Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

208 Spanien. (Juni 14./24.—Juli 26.) 
14./24. Juni. Der Senat genehmigt die Abtretung der 
Südseeinseln an Deutschland am 14. Juni, die Kammer am 19., 
die Königin unterzeichnet den Vertrag am 24. — Gegen den Ver- 
trag äußern sich fast allein republikanische Stimmen. 
17. Juni. (Cortes.) Der Finanzminister legt das Budget vor. 
Es ist von einer ausführlichen Finanzdarlegung begleitet. In 
dieser werden zunächst die Zahlungen mitgeteilt, welche vom Kolonial= 
minister in der Zeit vom Beginn der cubanischen Erhebungen bis zum 
März 1899 ausgeführt wurden. Sie belaufen sich im ganzen auf 
1969355214 Pesetas. Davon entfallen auf Cuba 1796269 462, auf 
Portorico 7097493, auf die Philippinen 165988257 Pesetas. Sodann 
folgt die Aufzählung der zur Bestreitung dieser Ausgaben unternommenen 
Kreditoperationen, bezw. der ausgegebenen Anleihen. Danach ist die Lage, 
in welcher sich diese Staatspapiere gegenwärtig befinden, festgestellt und 
die Erbschaft, welche dem Staat aus dem Kolonialkrieg, bezw. aus dem 
Krieg mit den Amerikanern in finanzieller Beziehung erwachsen ist, zu- 
sammenfassend dargelegt. Die Spanien hinterlassene Schuld beläuft sich 
1445279787 Pesetas in Verpflichtungen des Kolonialministeriums und in 
Obligationen verschiedener Sorten, die im Nominalbetrag zurückzuzahlen 
find. Die cubanischen Pfandbriefe, die philippinischen Obligationen und 
die Zollobligationen beziffern sich auf 146942625 Pesetas. Der Jahres- 
aufwand für die Verzinsung und die Tilgung dieser Schuld beträgt 
211012806 Pesetas. Diese Summe fällt zusammen mit den 48044154 
Pesetas der Verpflichtungen, die für die Kolonien zu bezahlen sind und 
die jetzt auf das allgemeine Budget übergehen. — Die Regierung verlangt 
Ermächtigung, um mit den auswärtigen Gläubigern über Herabsetzung 
der Zinsen zu unterhandeln. 
Ende Juni. Unruhen wegen neuer Steuern. 
Um die notwendigen Einnahmen zu erreichen, hat der Finanzminister 
im Budgetvoranschlag fast alle Steuern erhöht und viele neue geschaffen. 
Die Staatsrenten sollen um ein Fünftel gekürzt, die Ausfuhr von Erz, 
Zucker und Alkohol höher besteuert und die Konsumsteuer erhöht werden. 
— Gegen diese Steuerpläne wird in vielen großen Städten lebhaft 
protestiert, in Saragassa kommt es zu solchen Unruhen, daß der Be- 
lagerungszustand verkündet werden und Militär einschreiten muß (28. Juni). 
Die Unruhen setzen sich fort in Valencia, Valladolid, Barcelona. — Die 
Regierung wird wegen dieser Vorgänge in der Kammer scharf angegriffen 
(27. Juni). 
13. Juli. Die Königin-Regentin verzichtet zu Gunsten 
des Staatsschatzes auf 1 Million Pesetas ihrer Ziovilliste. 
24. Juli. (Barcelona.) Ein französisches Geschwader be- 
sucht den Hafen; es kommt zu gallophilen und separatistischen 
Kundgebungen. 
26. Juli. (Senat.) General Weyler erklärt eine Revolution 
für wahrscheinlich und notwendig, um Spanien aus seiner elenden 
Lage zu retten. Der Minister des Innern weist ihn schroff zurück 
und erklärt, das Gesetz gegen jedermann aufrecht zu erhalten.