Fra#ntreich. (Februar 23.—März 1.) 233
des Vaterlandes schützt, dem Heere, welches das Land liebt und mit Recht
liebt, weil die ganze Nation in ihm dieselben Pflichten der Entsagung und
Disziplin erfüllt und wohl weiß, daß sie in ihm den treuen Hüter ihrer
Ehre und ihrer Gesetze finden wird? Wenn Frankreich sich auf sich selbst
verlassen kann, so wird es in Ruhe an der Lösung der Probleme arbeiten
können, welche für das sittliche und materielle Wohl der Bürger von Be-
deutung find, und seine friedliche und fruchttragende Arbeit fortsetzen können
sowohl auf geistigem Gebiete, dem der Wissenschaften und Künste, wie auf
demjenigen der wirtschaftlichen Arbeiten in allen ihren Formen, im Acker-
bau, im Handel und in der Industrie. Lassen wir uns selbst doch mehr
Gerechtigkeit widerfahren und vergessen wir nicht, daß unser Frankreich
stets in gleicher Weise den Fortschritten der Gerechtigkeit und Humanität
gehuldigt hat! Seine ruhmvolle Vergangenheit bildet das uns von unsern
Bätern hinterlassene Besitzthum, welches wir zu erhalten und zu vergrößern
haben. Die Republik hat Frankreich freie Institutionen gegeben, sie hat
dem Lande die unschätzbare Wohlthat eines ununterbrochenen Friedens ge-
sichert. Sie hat seine Wunden geheilt, sein Heer und seine Marine neu
geschaffen, ein großes Kolonialreich gegründet, das Wissen in jeder Be-
ziehung in die rechten Bahnen gebracht, wertvolle Allianzen und freund-
schaftliche Beziehungen erworben und sie hat eine herrliche Begeisterung in
Werken der Hilfeleistung, der Gegenseitigkeit und der Fürsorge hervor-
gerufen, Werke, welche bezwecken, unverdiente Leiden zu heilen oder zu ver-
mindern. Vollenden wir weiter dieses Werk, das eine Ehre für unser Land
ist. Ich werde glücklich sein, wenn ich Dank der von mir mit allen Kräften
zu fördernden Einigkeit, innerhalb der Grenzen meiner verfassungsmäßigen
Rechte, die ich mir nicht schmälern lassen werde, zu der Verwirklichung
unserer gemeinsamen Hoffnungen und zur Befestigung der Republik bei-
tragen kann.“
23. Februar. (Paris.) Beerdigung Faures. Demonstrationen.
Dérouledes Putschversuch.
Bei der Rückkehr von der Beerdigung kommt es auf den Boulevards
zu Zusammenstößen zwischen Nationalisten, die für die Armee, und ihren
Gegnern, die für Loubet demonstrieren. Es werden viele Verhaftungen
vorgenommen. — Déroulede fordert den ein Regiment zur Kaserne zurück-
führenden Brigadegeneral Roget öffentlich auf, nach dem Elysee zu mar-
schieren und das Vaterland aus den Händen der Dreyfusards zu retten.
Er wird verhaftet; und in den nächsten Tagen finden Haussuchungen bei
royalistischen und antisemitischen Klubs statt. Mehrere Führer werden
verhaftet.
24. Februar. Die Kammer beschließt auf Antrag der Re-
gierung mit großer Majorität, die Indemnität Derouleèdes und
Marcel-Haberts aufzuheben und sie gerichtlich verfolgen zu lassen.
Februar. Die radikale und ein Teil der gemäßigten Presse
begrüßt Loubets Wahl als einen Sieg über die Reaktionären und
Klerikalen, die monarchistische und antirevisionistische greift ihn
scharf an, da sie in ihm einen Freund der Revision des Dreyfus-
prozesses vermutet.
1. März. Der Senat genehmigt die Revisionsvorlage mit
158 gegen 131 Stimmen. Senator Berenger hatte sie am 27. Februar