Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

VII. 
Italien. 
9. Januar. (Rom.) Der König erhält von Menelik einen 
Brief vom 30. November 1898, worin Menelik sich zum Entgegen- 
kommen in allen Grenzfragen bereit erklärt. 
Januar. Februar. Annahme des französischen Handels- 
vertrags im Parlament. 
Die Kammer genehmigt mit 226 gegen 34 Stimmen den Handels- 
vertrag mit Fumntreich (28. Jan.). Schatzminister Luzzatti sagt in der 
Begründung: Frankreich könne zwar seine Weinzölle erhöhen, die italienischen 
Unterhändler haben aber nicht unterlassen, zu verstehen zu geben, daß Italien 
in diesem Falle seine volle Aktionsfreiheit wahren würde. Die verlangten 
Vorteile seien nicht sehr bedeutend, es sei aber unmöglich, in diesem Augen- 
blick auch über die Zölle auf Seide und Bieh zu einem Einvernehmen zu 
gelangen. Jedenfalls schwebten betreffs mehrerer Handelsprodukte noch die 
Verhandlungen. Redner glaubt, zu der Annahme berechtigt zu sein, daß 
das jeyige Uebereinkommen nur als ein Uebergang zu einem breiteren 
dauerhaften Vertrage anzusehen sei. Die im Jahre 1902 ablaufenden 
Handelsverträge mit Deutschland und Oestereich sowie Schweiz dürften nicht 
von Italien gekündigt werden, sondern man müsse wegen der Abänderung 
der Verträge in Unterhandlungen treten. Der Finanzminister spricht sich 
hierauf für das Abkommen aus und legt die bemerkenswerten Fortschritte 
des italienischen Weinbaues dar. Der Minister fügt hinzu, wenn man 
noch zu einem ferneren Abkommen mit gegenseitigen Konwefftonen gelangen 
werde, so würden sich diese auf die Zölle für Seide erstrecken. Jeder der 
beiden, vertragschließenden Teile könne jederzeit, wenn er es für angemessen 
halte, das Abkommen aufheben, selbstverständlich unter Verzicht auf die 
entsprechenden Vorteile. 
Im Senat begründet am 10. Februar der Minister des Auswärt. 
Canevaro das Abkommen: Einige Redner hätten in dem Abkommen mehr 
oder minder versteckte politische Gründe sehen wollen, und sie hätten die 
Regierung ersucht, das Land aufklären zu wollen, damit nicht alle möglichen 
Zweideutigkeiten entständen. Er habe in der That nicht geglaubt, daß sich 
nach den ausführlichen, in der Deputiertenkammer abgegebenen Erklärungen 
derartige Zweisel im Senat erheben könnten. „Das Abkommen hat einfach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.