Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

264 Niederlande. (Juli 29.) 
29. Juli. (Haag.) Schluß der Friedenskonferenz. Schreiben 
an den Papst. Schlußansprachen. — Schlußprotokoll und Beschlüsse. 
Es wird ein Schreiben der Königin der Niederlande an den Papst 
verlesen, in welchem der Papst um seine moralische Unterstützung des Werkes 
der Konferenz gebeten wird, sowie die in wohlwollenden Ausdrücken gehaltene 
Antwort des Papstes, in welcher er nicht allein seine moralische Unterstützung, 
sondern auch seine werkthätige Mitarbeit zusichert. Er weist darauf hin, 
daß er mehrmals Schiedsrichter war und trotz der beständigen Hindernisse, 
die sich der Erfüllung seiner Aufgabe entgegenstellten, auf dem gleichen 
Wege für die Sache der christlichen Gesittung weiter schreiten werde. Baron 
v. Staal betont, das vollbrachte Werk sei nicht vollkommen, aber aufrichtig, 
praktisch und weise. Man bemühe sich, die beiden Grundprinzipien des 
Völkerrechts, den Grundsatz der Souveränität der Staaten und den einer 
gerechten internationalen Solidarität, in dem beide gewahrt bleiben, mit 
einander zu vereinen. Das Werk der Konferenz bekräftige, daß das, was 
in der Neuzeit herrschen soll, jene Werke seien, die aus einem Bedürfnis 
der Eintracht geboren und durch die Zusammenarbeit der Staaten befruchtet 
seien, welche die Verwirklichung ihrer legitimen Interessen in einem festen, 
durch die Gerechtigkeit geregelten Frieden verfolgen. Die Aufgabe der Kon- 
ferenz sei wahrhaft verdienstlich und schön. (Lebhafter Beifall.) — Die 
letzte Ansprache hält der niederländische Minister des Aeußern, v. Beau- 
fort. Er hebt hervor, wenn die Konferenz nicht die Träume der Utopisten 
habe verwirklichen können, so habe sie doch die düsteren Voraussetzungen 
der Pessimisten Lügen gestraft. Die moralische Wirkung dieser Beratung 
sei aber schon offenbar. Sie werde sich mehr und mehr fühlbar machen 
und nicht verfehlen, sich in der öffentlichen Meinung in augenfälliger Weise 
kundzuthun. Sie werde den Regierungen mächtige Unterstützung bei ihren Be- 
strebungen gewähren, die Frage der Begrenzung der Rüstungen zu lösen, welche 
die ernste und gerechte Sorge der Staatsmänner aller Länder bleiben werde. 
Nachdem der Redner der Hoffnung Ausdruck verliehen hat, der Kaiser von 
Rußland möge in dem Einsetzen verdoppelter Thatkraft zur Fortführung 
des von ihm unternommenen großen Werkes den wirksamsten Trost für die 
schmerzlichen Prüfungen, die er durchgemacht habe, finden, wird die Friedens- 
konferenz geschlossen. 
Das am 25. Juli fertiggestellte Schlußprotokoll der Friedenskonferenz 
hebt hervor, daß die Delegierten beständig von dem Wunsche geleitet waren, 
in möglichst erschöpfender Weise die hochherzigen Ideen des Urhebers der 
Konferenz zu verwirklichen. Die Konferenz hat beschlossen, folgende Punkte 
den Bevollmächtigten zur Unterzeichnung und den Regierungen zur Geneh- 
migung zu unterbreiten: 1. Eine Konvention zur friedlichen Schlichtung 
internationaler Streitigkeiten. 2. Eine Konvention, betreffend Bestimmungen 
über die Gebräuche für den Landkrieg. 3. Eine Konvention, betreffend die 
Anwendung der Grundsätze der Genfer Konvention von 1864 auf den See- 
krieg. 4. Drei Deklarationen, nach denen es verboten sein soll, Geschofsfe 
und Explosivstoffe aus Luftballons herabzuschleudern oder in ähnlicher Weise 
anzuwenden, nach denen es ferner verboten sein soll, sich solcher Geschosse 
zu bedienen, deren einziger Zweck ist. Stickgase oder giftige Gase zu ver- 
breiten oder solche Kugeln zu gebrauchen, die im menschlichen Körper explo- 
dieren. Ferner enthält das Protokoll folgende fünf Wünsche: 1. Die Kon- 
ferenz ist der Ansicht, daß eine Beschränkung der militärischen Lasten, welche 
gegenwärtig die Welt bedrücken, in hervorragender Weise wünschenswert ist 
für die Förderung des materiellen und moralischen Wohlbefindens der Mensch- 
heit. 2. Die Konferenz spricht den Wunsch aus, daß die Frage der Rechte
	        
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