276 Nußland. (April Mitte —Juni 26.)
den akademischen Senat, Gleichberechtigung aller Nationalitäten und Kon-
fessionen, freies Versammlungsrecht und Aufhebung der administrativen Ver-
schickung.
Mitte April. Nach einer Mitteilung der „Russischen Tele-
graphen-Agentur“ hat die Regierung nicht die Absicht, die innere
Selbständigkeit Finlands anzutasten.
April. Mai. (Finland.) Beschluß des Landtags über die
Wehrvorlage.
Im April wird dem Londtag die Vorlage zur Begutachtung vor-
gelegt. Eine Kommission lehnt das russische Projekt als der „Konstitution
nicht entsprechend“ ab und stellt ein Gegenprojekt auf, das zwar auf eine
allmähliche Steigerung des Rekrutenkontingents eingeht, sonst aber sämtliche
Sonderrechte seines Militärsystems wahrt. Sie erklärt weiter, daß fie das
Manifest des Zaren vom 3./15. Februar nicht als Gesetz betrachten könne,
da dasselbe ohne Teilnahme und Genehmigung der Stände und gemäß einer
der finländischen Grundverfassung nicht entsprechenden Ordnung und Form
zu Stande gekommen ist.
April. Rußland und Persfien.
— Die russische Bergbaugesellschaft pachtet die ganze persische Pro-
vinz Aserbeitschan auf 70 Jahre behufs Ausnutzung. Das gepachtete Ge-
biet umfaßt den ganzen Norden Persiens; das Flächengebiet hat die Größe
von Baden und Württemberg zusammen. Es gehört zu den größten Kupfer-
lagern der Welt. Seit Jahren hatte England nach der Pachtung gestrebt.
Neben der Ausnutzung der Metalle handelt es sich um Anlage von Eisen-
bahnen, Chausseen und Häfen, sowie um die Schiffbarmachung des Flusses
Araxes. Gleichzeitig berichten die „Times of India“", Rußland habe das
Recht erworben, den Hafen Bender Abbas am Persischen Golf zu besetzen,
wenn es ihm beliebe. („Tägl. Rundschau“".)
Anf. Mai. In Nikolajew finden antisemitische Ruhe-
störungen statt.
18. Mai. Der Kaiser beauftragt den Justizminister, Vor-
schläge über den Ersatz der Deportationsstrafe durch andere Strafen
zu machen.
Mai. (Riga.) Bei Arbeiterunruhen anläßlich eines Streiks
wegen Lohnfragen kommt es zu blutigen Zusammenstößen mit Polizei
und Militär. Die Unruhen können erst nach einigen Tagen unter-
drückt werden. Mehrere Etablissements werden zerstört.
5. Juni. Eine kaiserliche Ordre tadelt das Verhalten der
Regierungsbehörden gegen die Studenten und mahnt die Studenten
zur Ordnung.
7. Juni. Der Kaiser genehmigt die städtische Verwaltung
des neu angelegten Katharinen-Hafens an der Murmanküste.
26. Juni. (Petersburg.) Die Kaiserin wird von einer
Prinzessin entbunden.