288 Nerd·Imerika. (Januar 29.—Februar 16.)
29. Januar. (Washington.) Das Kriegsgericht verurteilt
den Generalkommissar für die Verpflegung der Truppen, General
Eagan, zur Dienstentlassung.
Auf den ihm von General Miles gemachten Vorwurf, den Truppen
schlechtes Fleisch geliefert zu haben, hatte er in den schärfsten Ausdrücken
geantwortet u. a.: General Miles lügt „in seinen Hals, in seinem Herzen,
in jedem Haar auf seinem Kopfe, in jeder Pore seines Körpers, er lügt
mit Willen, mit Bedacht, mit Absicht, aus Bosheit.“. Ich wünsche,
ihm die Lüge bedeckt, mit dem Inhalt einer Lagerkloake in den Schlund
zurückzuzwängen. („Frankf. Ztg.“)
29. Januar. Die Repräsentantenkammer genehmigt ein
Gesetz, wonach die stehende Armee mindestens 57000 und höchstens
75000 Mann betragen soll.
6. Februar. Der Senat genehmigt nach langer Debatte den
Friedensvertrag mit Spanien mit 57 gegen 27 Stimmen.
13. Februar. (Washington.) Untersuchung der Lieferungen
für die Armee auf Kuba.
Die vom Präsidenten Mac Kinley eingesetzte Untersuchungskommission,
die sich mit der angeblichen Mißwirtschaft während des Krieges beschäftigte,
legt dem Präsidenten ihren Bericht vor, worin sie einstimmig den General
Miles der Pflichtvergessenheit anklagt, weil er das Kommissariat für
Armeeverpflegung beschuldigte, schlechtes Rindfleisch geliefert zu haben, dem
Kabinetssekretär Alger Lob spendet und gleichzeitig verschiedene Ver-
änderungen in der Armeeverwaltung empfiehlt. — Zwischen Alger und
Miles war eine lebhafte Preßpolemik geführt worden. — Alger tritt im
Juli zurück, sein Nachfolger wird Elchu Root.
14. Februar. Der Senat faßt folgenden Beschluß über die
Zukunft der Philippinen:
Es wird erklärt, daß durch die Ratifizierung des Friedensvertrages
nicht beabsichtigt werde, den Bewohnern der Philippinen das Bürgerrecht
der Vereinigten Staaten zu gewähren oder die Inseln dauernd als in-
tegrierenden Teil des Gebietes der Vereinigten Staaten zu annektieren.
Es sei vielmehr die Absicht der Vereinigten Staaten, auf den Inseln eine
Regierung einzurichten, welche den Wünschen und den Verhältnissen ihrer
Bewohner entspricht, dieselben für lokale Selbstregierung vorzubereiten und
zu gegebener Zeit so über die Inseln zu verfügen, wie es für die För-
derung der Interessen der Bürger der Vereinigten Staaten und der Bewohner
der Inseln das Beste sei.
16. Februar. Das Repräsentantenhaus verwirft mit 127
gegen 109 Stimmen den Antrag, die Vorlage bezüglich des Nicaragua-
Kanals dem Budgetentwurf für verschiedene Ausgaben als Unter-
antrag anzureihen. Dieser Beschluß macht es unmöglich, daß in
der gegenwärtigen Session des Kongresses irgend ein Entwurf be-
züglich des Nicaragua-Kanals zur Annahme gelangt.