Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

292 Nerd·Imerika. (Dezember 8.) 
Kongreß, nach dem Beispiel anderer Nationen das Schiffswesen als einen 
Faktor der nationalen Verteidigung zu entwickeln. Die Handelsringe 
(Trusts) erstickten den Wettbewerb, indem fie die Preise der von der Be- 
völkerung verbrauchten Güter festsetzten. Die Botschaft kündigt sodann an, 
daß dem Senat eine mit einem Amendement versehene Generalakte der 
Brüsseler Konferenz zur Unterdrückung des Sklavenhandels zugehen werde. 
Sie verweist ferner auf das Verhalten der Regierung von Nicaragua 
gegenüber dem Vertrag mit der „Maritime Canal Company“ und auf den 
Protest der Gesellschaft hin, in dem Rechte geltend gemacht seien, die der 
Erwägung wert erschienen. Die Regierung erwarte, daß Nicaragua den 
streitenden Parteien volles und billiges Gehör gewähre. . Der Präsident 
betont die Notwendigkeit des Kanals, der den Atlantischen mit dem Stillen 
Ozean verbindet. Die Botschaft befürwortet ferner die Bewilligung eines 
Betrages zur Einsetzung einer Kommission zum Studium des Handels und 
der Industrieverhältnisse in China mit Hinblick auf die Erweiterung der 
chinesischen Märkte für amerikanische Fabrikate und Rohprodukte. Die Be- 
ziehungen Amerikas zu dem Deutschen Reich seien andauernd die herz- 
lichsten. Die wachsende Innigkeit sei in der direkten Verbindung gekenn- 
zeichnet durch die im April gewährte Erlaubnis zur Legung des Kabels 
von Borkum und Emden und durch das im September erfolgte Ueberein- 
kommen betreffend den Postpacketverkehr. In allen diesen Bürgschaften 
engerer Beziehungen des Verkehrs, Handels und einer besseren Verständi- 
gung zwischen den zwei Rassen, welche viele gemeinsame Züge haben, kann 
Deutschland der herzlichsten Mitwirkung der amerikanischen Regierung und 
des amerikanischen Volkes sicher sein. „Wir mögen Nebenbuhler in vielen 
wesentlichen Punkten sein, aber unfre Nebenbuhlerschaft sollte stets edelmütig 
iandn osfen sein und der Erreichung größerer Ziele zum gemeinsamen Besten 
zustreben."“ 
Einige der Bundesregierungen des Deutschen Reiches scheinen abge- 
neigt zu sein, die ausgezeichnete natürliche Beschaffenheit unfrer zur mensch- 
lichen Nahrung dienenden Erzeugnisse und den von uns beständig gelieferten 
Beweis für unfre Fürsorge anzuerkennen, mit welcher deren Reinheit durch 
die scharfe Aufsicht von der Farm an durch die Schlacht= und Packhäuser 
hindurch bis zum Verschiffungshafen überwacht wird. Es kann mit der 
Zeit gehofft werden, daß die beiden Regierungen gemeinschaftlich zur Ver- 
wirklichung des gemeinsamen Zieles thätig sein werden, um die öffentliche 
Gesundheit zu schützen und die Reinheit und Zuträglichkeit aller von beiden 
eingeführten Lebensmittelerzeugnisse sicherzustellen. Der Kongreß möge die 
Ermächtigung erteilen, Deutschland im Zusammenhang mit den schwebenden 
Reciprozitätsverhandlungen zur Ernennung gemeinsamer Kommissionen von 
Fachmännern einzuladen, die eine eingehende Untersuchung über die Er- 
zeugung und über die Ausfuhr von Lebensmitteln in den beiden Ländern 
anstellen. Der Präsident ist befriedigt über die Erledigung der Frage des 
Geschäftsbetriebs der amerikanischen Lebensversicherungs-Gesellschaften in 
Preußen und die Wiederzulassung der deutschen Versicherungegesellschaften 
im Staate New-York und erwähnt auch die von Deutschland gemachten 
Zusicherungen betreffend die Wahrung der Rechte der amerikanischen Missio- 
näre und Kaufleute auf den Karolinen. Sodann bespricht die Botschaft 
die Beziehungen zu England und betont, daß, abgesehen von der Alaska- 
Grenzfrage, die Erörterung der zahlreichen Angelegenheiten, die sich als eine 
Folge des bedeutenden Verkehrs zwischen England und Anmerika ergebe, 
durch eine höchst freundschaftliche Stimmung gekennzeichnet werde. Die 
Regierung bewahre Neutralität gegenüber dem unglücklichen Streit in Süd- 
afrika. Sie sei dem Grundsatz treu geblieben, sich nicht in Allianzen einzu-
	        
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