Nebersicht der pollitischen Culwichelung des Jahres 1899. 307
Meinung sich nur wenig mit dieser Festsetzung Englands im Sudan
beschäftigte. Kurz darauf wurde dann auch die Abgrenzung der
französischen und englischen Interessensphäre, die den Faschodafall
hervorgerufen hatte, vollzogen. „Die Grenzlinie“, heißt es in dem
Abkommen, läuft von dem Punkte aus, wo die Grenze zwischen
dem freien Kongostaate und dem französischen Gebiete die Wasser-
scheide zwischen dem Nil, dem Kongo und dessen Nebenflüssen be-
gegnet. Sie folgt im Prinzipe dieser Wasserscheide bis zur Kreu-
zung mit dem 11. Grad nördlicher Breite. Von diesem Punkte an
wird sie vom 15. Breitegrade an in der Weise abgesteckt, daß sie
im Prinzip das ganze Reich von Wadar von dem trennt, was 1882
die Provinz von Darfur war. Diese Linie kann aber auf keinen Fall
im Westen den 21.7 östlicher Länge von Greenwich (18°% 40“ öfstl.
von Paris) noch im Osten den 23.7 östlicher Länge (20° 40“ östl.
von Paris) überschreiten. Es gilt als im Prinzip abgemacht, daß
im Norden des 15. Breitegrades die französische Zone im Nordosten
und Osten durch eine Linie abgegrenzt wird, die von dem Kreu-
zungspunkte des Wendekreises des Krebses mit dem 16.)v östlicher
Länge ausgeht und die Richtung nach Südosten bis zur Begegnung
mit dem 24.5 östlicher Länge (21° 40“ östl. von Paris) und dann
den 24.° bis zu seiner Begegnung im Norden des 15. Breitegrades
mit der Darfurgrenze verfolgt, wie sie später festgesetzt wird."“
Die Einigung bedeutet also im allgemeinen, daß Frankreich das
Gebiet des Tschadsees und England das Nilgebiet erhalten hat,
womit Frankreich seine früheren Versuche, sein Gebiet nach Osten
hin auszudehnen, endgültig aufgegeben hat.
In den Monaten, da dieser Streitfall beigelegt wurde und Samoa=
so eine europäische Kriegsgefahr verschwand, bereitete sich ein neuer tonflitt.
internationaler Konflikt vor, der zwar nicht zu direkten Kriegs-
drohungen führte, aber doch heftige Erregung hervorrief. Diesmal
stand England unterstützt von den Vereinigten Staaten gegen
Deutschland. Die Ursache war Samoa, die Ouelle so mancher
Reibungen zwischen den drei Staaten. Im August 1898 war der
König Malietoa gestorben und zu seinem Nachfolger war von den
beiden Prätendenten, Tanu und Matafa, Malietoas Sohn Tanu
gewählt worden, da der Oberrichter Chambers, ein Amerikaner,
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