26 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 24.)
vergeßlichen Tage von Minden und Krefeld reden davon. Das 10. Armee-
korps hat in dem glorreichen Kriege 1870.71, wie in späterer Friedenszeit,
besonders durch seine vortreffliche Haltung im vorigen Jahr, als Ich es
besichtigte, Mir die Gewähr gegeben. daß es sich als ein treuer Hüter der
herrlichen Traditionen der hannoverschen Armee erweisen wird. Von Meinem
Ulanenregiment erwarte Ich ganz besonders, daß die großen Ehrungen,
welche Ich heute auf dasselbe gehäuft habe, ein neuer Ansporn sein werden,
stets durch seine Leistungen besonders hervorzuleuchten. Den alten ehe-
maligen Kameraden werden die Regimenter des 10. Armeekorps fortan
eine Heimstätte für sie und ihre Söhne sein, und sie werden den vor-
trefflichen Geist der nie ermüdenden Treue und rückhaltlosen Tapferkeit
der hannoverschen Söhne bis in die fernsten Zeiten in sich stets fortpflanzen
und pflegen.
Bei einem Frühstück in einem Offizierskasino hält der Kaiser
folgende Rede:
Eines der Hauptprinzipe, welche Ich stets, solange ich die Ehre
habe, Mein Heer zu führen, aller Orten verkündet und vertreten habe,
ist Tradition, und dieser Gedanke hat Mich zu dem Entschluß geführt,
welcher an dem heutigen Tage seine Vollendung gefunden hat. Ich glaube
des Einverständnisses aller sicher zu sein, wenn Ich annehme, daß die
heute von Mir befohlenen Ehrungen Ihrer aller Herzen mit Freude
erfüllt haben, weil durch dieselben die Tradition hoch gehalten wird und
die glorreichen Namen der Vergangenheit wieder aufgelebt sind. Ich
wünsche dem 10. Armeekorps von Herzen Glück dazu, daß es nunmehr mit
Stolz zurückblicken kann auch auf die ruhmreichen Tage der hannoverschen
Armee von Krefeld, Minden und Waterloo. Dann hat Mich aber vor
Allem auch der Gesichtepunkt geleitet, daß Ich es für den zurückgezogen
lebenden Soldaten als das Schwerste gehalten habe, daß es ihm nicht mehr
vergönnt ist, mit seinem Truppenteile Freud' und Leid zu teilen. Es lag
Mir daran, Ihnen heute diese Lücke auszufüllen, indem Ich die Tradition
der hannoverschen Regimenter mit den neuen Regimentern des 10. Armee-
korps wieder habe aufleben lassen, und hiedurch den Herren die Erinnerung
an ihre militärische Jugendzeit frisch erweckt habe. In den Regimentern
des 10. Armeekorps und den sonstigen hannoverschen Truppenteilen mögen
nunmehr diejenigen, welche der alten hannoverschen Armee angehört haben,
ihre volle Heimat finden. Das 10. Armeekorps aber möge sich stets der
stolzen Taten der alten hannoverschen Arme bewußt bleiben. Alles, was
wir auf dem Herzen haben, alles, was wir wünschen und hoffen, fassen
wir zusammen in den Ruf: Das 10. Armeekorps Hurrah!
24. Januar. (Preußen.) Das „Militär-Wochenblatt"“
veröffentlicht folgende Kabinettsordre an die hessischen und nassau-
ischen Truppenteile:
Als Mein in Gott ruhender Herr Großvater im Jahre 1870 zum
Schutze von Deutschlands Ehre und Unabhängigkeit Sein Volk zu den
Waffen rief, scharten sich Hessens Söhne voller Begeisterung unter Seine
Fahnen. An den blutigen Tagen von Wörth, Sedan, Orleans, Le Mans,
St. Quentin, vor Metz und vor Paris bewährten sie die alte hessische
Tapferkeit in neuen Großtaten, würdig der Ahnen, die in zahllosen
Kämpfen, auf den Schlachtfeldern von fast ganz Europa und in der neuen
Welt unverwelkliche Ruhmeskränze um ihre Fahnen gewunden hatten.
Für diese Hingebung und Treue spreche Ich den alten hessischen Kriegern