Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

334 Rebersicht der polilischen Entwickelung des Jahres 1899. 
Griechen-Lage des Staates. — In Griechenland haben sich die Zustände 
land. 
Kreta. 
Nord- 
amerika. 
nicht merklich geändert. Es scheint nicht, daß es dem Ministerium 
Theotokis gelungen ist, die Verwaltung und Justiz von der Ein- 
mischung des Parlaments zu befreien, und die Finanzen haben sich 
nicht gebessert, da die Korinthenpreise nicht gestiegen sind. — In 
Kreta, das in einem ideellen Zusammenhange mit Griechenland 
steht, hat die Begründung der christlichen Herrschaft zur Massen- 
Auswanderung von Muselmanen geführt, so daß die Insel künftig 
von Glaubenskämpfen wohl verschont bleiben wird. Die Verwal- 
tungsreformen wurden erschwert durch die geringen Einkünfte der 
Insel, aber eine neue Subvention wurde von den Protektions- 
mächten abgelehnt (S. 249). Die türkischen Oberhoheitsrechte find 
in der Praxis nicht mehr beachtet worden. 
Wenn die Vereinigten Staaten im Jahre 1898 glänzende 
Triumphe gefeiert hatten, so zeigte sich bald, daß die Uberwindung 
Spaniens der geringere Teil der Schwierigkeiten gewesen war, die 
die Expansionspolitik mit sich brachte. Das Hauptwerk begann erst, 
als die Philippinos dem spanisch-amerikanischen Vertrage, der die 
Abtretung der Philippinen an die Vereinigten Staaten enthielt, 
die Ratifikation verweigerten, und nun gegen Amerika wie früher 
gegen Spanien die Waffen ergriffen. Die Amerikaner waren im 
offenen Felde zwar dank der Überlegenheit ihrer Artillerie meist 
siegreich, aber die Natur des Landes und die Schwierigkeit der 
Verpflegung ließen weder eine Eroberung des ganzen Landes noch 
eine Vernichtung der feindlichen Heere zu. Aus diesen Gründen 
ist eine Unterwerfung noch nicht erreicht. Die amerikanische Regie- 
rung scheint fest entschlossen, die Philippinen zu annektieren, trotz- 
dem eine starke Partei nach wie vor gegen die „imperialistische" 
Eroberungspolitik protestiert, wofür die Abstimmung im Senat 
über den spanischen Friedensvertrag charakteristisch ist. Die Ein- 
richtung des neuen Regiments auf Kuba ging ohne größere Un- 
ruhen vor sich, obwohl auch hier Bestrebungen, die auf eine völlige 
Autonomie hinzielen, nicht fehlen. — Die erste Folge der Erobe- 
rungspolitik war die Vermehrung des stehenden Heeres (S. 288) 
und eine Untersuchung über Mißstände in der Heeresverwaltung, 
die großes Aufsehen im Publikum erregte. Die auswärtige Politik
	        
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