Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechzehnter Jahrgang. 1900. (41)

Grofbritannien und Frland. (Februar 5.—12.) 203 
der Hungersnot betroffene Bevölkerung betrage 49 Millionen, wovon 22 
Millionen auf britisches Gebiet und 27 Millionen auf die Gebiete einge- 
borener Fürsten entfallen. Das betreffende Gebiet umfaßt 550000 englische 
Quadratmeilen. Die Ausgaben infolge der Hungersnot seien bis Ende 
März d. J. auf drei bis vier Karor, zu je 10 Mill. Rupien, zu schätzen. 
5. Februar. Abschluß eines Vertrages mit den Vereinigten 
Staaten über den Nicaragua-Kanal. (Vgl. Nord-Amerika.) 
7. Februar. (Northampton.) Eine von Labouchere ein- 
berufene Protestversammlung gegen den südafrikanischen Krieg nimmt 
einen stürmischen Verlauf und endet mit einer Kundgebung für die 
Regierungspolitik. 
8. Februar. (Unterhaus.) Verluste und Heereszahlen. 
Der Parlamentssekretär des Kriegsamts erklärt, daß 2283 Offiziere 
und Soldaten seit Beginn des Krieges vermißt werden. Die Regierung 
wisse nicht genau, wie viele davon sich als Gefangene in Pretoria befinden. 
In drei Wochen würden 180000 Mann in Südafrika sein: An regulären 
Truppen 126000 Mann, von der Flotte 1000, von der Miliz 9000, Yeo- 
manry 5000, Freiwillige 10000, koloniale Truppen 26000 Mann. Seitdem 
ich diese Ziffer dem Hause mitteilte, wurde beschlossen, weitere 17 Bataillone 
der Miliz und noch weitere 3000 Mann der Yeomanry nach Südafrika zu 
senden, wodurch die Gesamtzahl der Miliztruppen auf mehr als 20000, die 
Gesamtzahl der Truppen der Yeomanry auf 8000 und die Gesamtzahl 
sämtlicher Streitkräfte auf 194000 Mann gebracht wird. (Beifall.) Ich 
muß allerdings für diejenigen, die mit den Bedingungen der Kriegführung 
nicht vertraut sind, hinzufügen, daß von der Gesamtzahl der abgesandten 
Truppen eine bedeutende Zahl in Abrechnung gebracht werden, um zu der 
Ziffer der im Felde wirklich verfügbaren Streitkräfte zu gelangen. Von 
der eben mitgeteilten Aufstellung habe ich die Toten, Verwundeten und Ver- 
mißten abgerechnet. 
12. Februar. (Oberhaus.) Der Kriegsminister Lord Lands- 
downe teilt folgendes über die englischen Rüstungen und die im 
Kriege gemachten Erfahrungen mit: 
Im Lande befinden sich gegenwärtig noch 98000 Mann regulärer 
Truppen mit 12000 Mann Reserve, ferner 7000 Mann Yeomanry, 77000 
Miliztruppen, 215000 Freiwillige, zusammen 409000 Mann. Für die Ver- 
teidigung des Mutterlandes müsse eine Armee bereit gestellt sein, die nicht 
lediglich aus den in Garnisonen stationierten Truppen besteht, sondern eine 
mobile Armee darstellt. In der gegenwärtigen Lage des Landes liegt eine 
gewisse Ironie. Wir, die größte Seemacht der Welt, befinden uns im 
Krieg mit zwei kleinen Staaten, die nicht einmal über die Bemannung eines 
Bootes verfügen und infolgedessen seitens unserer machtvollen Flotte un- 
verwundbar find. Wir sind in der Lage eines starken Mannes, der mit 
dem rechten Arm auf den Rücken gebunden kämpft. Aber der rechte Arm 
ist ungeschwächt, ist stärker, als er je in der Geschichte unseres Reiches ge- 
wesen ist! Dieses außergewöhnliche Zusammentreffen von Umständen legte 
dem Kriegsministerium Anstrengungen der stärksten Art auf. Dasselbe hat 
für eine weitere Feldarmee von 130000 Mann Vorkehrungen zu treffen, 
worauf, wenn es nötig ist, zurückgegriffen werden kann, um weitere Ver- 
stärkungen zu entsenden. Es wird daher beabsichtigt, die dauernde Stärke
	        
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