Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

Die ästerreitisch· nugarische Menarchie. (Mai Anfang — 7.) 195 
nach London und Madrid zu den Krönungsfeierlichkeiten von je 
einem deutschen, ungarischen, polnischen und tschechischen Aristo- 
kraten begleitet sei, weil Ungarn hierdurch als österreichische Pro- 
vinz erscheine. 
Anfang Mai. (Cisleithanien.) Die Presse fast aller 
Parteien richtet scharfe Angriffe auf die ungarische Regierung, die 
die Entscheidung in der Quotenfrage hinziehe. Osterreich müsse sich 
auf die wirtschaftliche Trennung von Ungarn vorbereiten. 
6. Mai. (Pest.) Die Delegationen treten zusammen. Budget; 
Kosten für Militär und China. 
Das gemeinsame Budget weist ein Gesamterfordernis von 372,4 
Millionen Kronen, d. h. 8,4 Millionen Kronen mehr als im v auf. 
Die Deckungssumme beträgt 6,4 Millionen Kronen, somit stellt sich das 
Nettoerfordernis auf 366 Millionen Kronen, d. h. gegen das Vorjahr um 
8,2 Millionen Kronen höher. Die Zollüberschüsse sind veranschlagt mit 
112,8 Millionen Kronen, gegenüber dem Vorjahre 2,3 Millionen Kronen 
mehr. Der Voranschlag des Kriegsministeriums weist im Ordinarium ein 
Mehrerfordernis von 6 Millionen Kronen auf, davon 4,4 Millionen Kronen 
für Aufstellung von 14 Feldhaubitzen--Batterien in Tirol. Das Modell 
für die im Ordinarium, sowie in einer besonderen Vorlage geforderten 
neuen Gebirgsgeschütze und Haubitzen ist fertiggestellt, nur für das Feld- 
geschütz sollen die Versuche fortgesetzt werden. Falls sie im nächsten Jahre 
zum Abschluß gelangen, wird die Kriegsverwaltung für 1903 einen weiteren 
Teil der einmaligen Beschaffungskosten für das Feldgeschütz, jedoch nicht 
über 40 Millionen Kronen, beanspruchen. Das Ministerium des Aeußern 
beansprucht in besonderer Vorlage Nachtragskredite zur Deckung der Aus- 
lagen anläßlich der Wirren in China, und zwar 2 Millionen Kronen für 
1901 und 2,4 Millionen Kronen für 1902. In der Vorlage wird be- 
merkt, daß über die Verteilung der seitens Chinas zu leistenden Entschä- 
digungssumme noch Verhandlungen im Gange seien. Oesterreich-Ungarn 
habe eine Entschädigungssumme von 14,7 Millionen Kronen angemeldet, 
wovon 14,6 Millionen Kronen auf die Kosten des militärischen Vorgehens, 
0,7 Millionen Kronen auf Entschädigungsforderungen von Oesterreichern 
und Ungarn entfallen. 
7. Mai. (Pest.) Debatte über die auswärtige Politik in 
der österreichischen Delegation. Exposé Goluchowskis. Dreibund, 
Zweibund, Handelsverträge. 
Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski bezeichnet die inter- 
nationale Lage als günstig. Der Dreibund, dessen Gültigkeitsdauer im 
Mai 1903 abläuft, geht nunmehr der Erneuerung entgegen, nachdem die 
drei Kabinette formelle Zusicherungen hinsichtlich ihrer besten Absichten 
ausgetauscht haben, den zwischen ihnen bestehenden Allianzvertrag in seinem 
vollen Wert aufrechtzuerhalten und an die Unterzeichnung der einschlägigen 
Instrumente rechtzeitig zu schreiten. (Lebhafter Beifall.) Auf der Grund- 
lage sich gegenseitig deckender Interessen aufgebaut, jeder aggressiven Teu- 
denz nach was immer für einer Seite bar, wird somit der eminent kon- 
servative Bund der europäischen Centralmächte auch weiter die hehren 
Friedensziele, denen er sein Entstehen verdankt, mit um so größerer Zu- 
13“
	        
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