Die äfterreithisch-nngarische Menarthie. (Dezember 18.—31.) 209
derart entworfen ist, daß die Interessen Ungarns nicht schutzlos bleiben,
weder Deutschland noch anderen Staaten gegenüber.
Am 12. Dezember lehnt er eine Aufforderung der Opposition, die
Handelsverträge am 31. Dezember zu kündigen ab und erklärt: Für am
meisten dringend halte er die definitive Klärung des Verhältnisses mit
Oesterreich in allen schwebenden Fragen, und diese Klärung werde auch
eintreten.
18. Dezember. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Zoll-
frage. Vertagung.
Auf einige Anfragen über die Ausgleichsverhandlungen erwidert
Ministerpräsident v. Körber, beide Regierungen hätten einen neuen Zoll-
tarif sowie ein Zoll= und Handelsbündnis vereinbart. Ueber einzelne
Punkte seien sie noch nicht einig; doch werde die Entscheidung in jedem
Fall in kürzester Zeit erfolgen. Bis dahin sei die Regierung nicht in der
Lage, einen Zolltarif zu veröffentlichen, welcher, wenn auch im weiteren
Sinne des Wortes, einen Bestandteil des Ausgleichs bilde, weil das Resultat
der mit der ungarischen Regierung gepflogenen Verhandlungen einen be-
stimmenden Einfluß auf die zukünftige Handelspolitik der diesseitigen Reichs-
hälfte ausüben müsse. Hierauf wird der Reichsrat vertagt, ohne daß das
Budget erledigt ist.
20. Dezember. Der Reichskriegsminister Frhr. v. Krieg-
hammer tritt in den Ruhestand; sein Nachfolger wird F. M.L. Ritter
v. Pitreich.
29. Dezember. (Wien.) Ankunft des russischen Ministers
des Auswärtigen Graf Lambsdorff.
29. Dezember. Die Regierung kündigt den Handelsvertrag
mit Italien, so daß der Vertrag mit dem 31. Dezember 1903
außer Kraft tritt.
31. Dezember. (Cisleithanien.) Die „Wiener Zeitung“
veröffentlicht ein sechsmonatiges Budgetprovisorium bis 30. Juni
1903 mittels kaiserlicher Verordnung auf Grund des § 14.
31. Dezember. (Wien.) In später Abendstunde wird der
österreichisch-ungarische Ausgleich von den Ministern v. Szell und
v. Körber unterzeichnet.
Enropäischer Geschichtskalender. XLIII. 14